// aufgelesen vol. (1)84 – „kritik“

mit neuen Büchern von Dian Hanson, der „Testcard“-Ausgabe Nummer 25, Lana Lux, John Corey Whaley und Jay Asher. // Wer sich gerne dem psychedelischen Facetten unseres Daseins hingibt, der hat nun im renommierten „Taschen“-Verlag die Gelegenheit dazu noch tiefer in die Marterie einzutauchen. Unter dem Titel „Psychedelic Sex“ erscheint dort nämlich ein fantastischer Bildband, der […]

mit neuen Büchern von Dian Hanson, der „Testcard“-Ausgabe Nummer 25, Lana Lux, John Corey Whaley und Jay Asher.

// Wer sich gerne dem psychedelischen Facetten unseres Daseins hingibt, der hat nun im renommierten „Taschen“-Verlag die Gelegenheit dazu noch tiefer in die Marterie einzutauchen. Unter dem Titel „Psychedelic Sex“ erscheint dort nämlich ein fantastischer Bildband, der uns mal eben in die Zeitspanne von 1967 bis 1972 zurück katapultiert. Damals trafen die sexuelle Revolution und allerlei verrückte Partydrogen aufeinander und was dabei heraus kam, das könnt ihr dem Titel des Buches entnehmen. Zahlreiche Herrenmagazine versuchten damals den LSD-Konsum zu visualisieren und so entstanden einzigartige Aufnahmen, die nun allesamt nochmal in dem Band von Dian Hanson zu sehen sind. Nachdem uns Paul Krassner und Eric Dodtland von ihren Erfahrungen berichten, werden wir von einer wahren Bilderflut überschwemmt und es macht einfach nur verdammt viel Spaß in dieses durchgeknallte Werk einzutauchen. Im positiven Sinne verrückt muten zahllose Motive an und ja, natürlich war es das Ziel dieser Fotos das konservative Publikum von den Vorzügen der bewusstseinserweiternden Welt zu überzeugen. So schaffte es der psychedelische Sex in diesen Jahren immer wieder in Hochglanzmagazine und Boulevardblätter und macht diesen Bildband zu einem fantastischen Stück Zeitgeschichte. In diesem Sinne. Einfach mal eintauchen in dieses Werk. Es lohnt sich.

// Passend zum 25ten Jubiläum möchten wir auch dieser Stelle außerdem mal wieder auf die tolle Musik-„Zeitschrift“ namens „Testcard“ aufmerksam machen. Die Ausgaben, welche in Buchform erscheinen, scheren sich dabei einen feuchten Dreck um schnelllebige Trends. Stattdessen wird sich ein spannendes Thema gesucht, dem dann das jeweilige Buch untergeordnet wird. In Nummer 25 hört Selbiges auf den Namen „Kritik“ und wir dürfen uns auf spannende Geschichten und Reportagen über Verschwörungstheorien und dem Thema Popfeminismus freuen. So renommierte und lieb-gewonnene Autoren wie Jonas Engelmann, Simon Reynolds und Frank Apunkt Schneider hauen in die Tasten und richten ihren Blick auf das jeweilige Objekt der Begierde und sparen nicht mit Kritik an den bestehenden Verhältnissen. All diejenigen, die darüber hinaus gerne noch ein paar Platten- oder Buchkritiken lesen möchten, finden in der zweiten Hälfte des Werkes ausreichend Gelegenheit dazu.  Ob Schrottgrenze, die Sleaford Mods oder Feine Sahne Fischfielt. Es macht einfach verdammt viel Spaß nochmal den Blick auf die spannenden Veröffentlichungen dieser Acts zu werfen und anschließend auch noch mit Hinweisen über Sekundärliteratur zu einer so gelungenen TV-Reihe wie „True Blood“ versorgt zu werden.

// Die ukrainische Schriftstellerin Lana Lux wurde 1986 in Dnipropetrosk geboren und kam im Alter von zehn Jahren als Kontingentflüchtling nach Deutschland. Inzwischen lebt sie nach ihrem Studium der Ernährungswissenschaften und einer Schauspieler-Ausbildung in Berlin und hat mit „Kukolka“ ein wirklich mitreißendes Werk veröffentlicht, das uns zurück in die 90er Jahre katapultiert. Damals tanzten und feierten viele Menschen auf den Straßen und Samira lebt mit einigen anderen Kindern in einem Haus ohne Strom und Toilette. Sie alle versuchen das Beste aus ihrer Situation zu machen und gehen betteln. Samira ist die Meisterin daran, weil kaum jemand ihren Kinderaugen zu widerstehen vermag. Rocky ist einer von ihnen und macht Samira zu seinem Schützling. Er nennt sie fortan Kukilka, was so viel bedeutet wie Püppchen und wenn sie ihn brav massiert, bekommt sie auch Schokolade von ihm. Samira allerdings hat für ihre Zukunft größere Pläne und von denen lässt sie sich auch nicht abbringen. Also folgen wir ihr auf ihrem spannenden Lebensweg am Rande der Gesellschaft, der genauso packend wie beängstigend in Szene gesetzt worden ist.

// „Hochgradig unlogisches Verhalten“ wiederum dreht sich um einen Teenager namens Solomon Reed, der seit über drei Jahren das Haus nicht mehr verlassen hat. Von seinem Fenster aus hat er einen perfekten Blick auf die Berge und zu Essen ist auch immer genug im Haus. Seine Schulaufgaben erledigt er online und den Schlafanzug auszuziehen, geschweige denn sich zu kämmen, dafür besteht keinerlei Notwendigkeit. Denn Solomon würde sowieso niemals einen Fuß vor die Tür setzen, weil ihn da draußen immer wieder schreckliche Panikattacken überkommen. Als dann allerdings eines Tages eine gewisse Lisa in sein Leben tritt, die früher mal mit ihm in eine Klasse gegangen ist und ihn jetzt als Studienobjekt für einen Psychologie-Aufsatz auserkoren hat, ändert sich von heute auf morgen sein ganzes Leben und schon bald liegt kein Stein mehr auf dem anderen. Ob Lisa es schafft, Solomon aus seiner Höhle zu locken? John Corey Whaley gelingt mit seinem neuen Buch ein wirklich packendes Werk über Freundschaft und Liebe, das gerade in diesen kalten Spätsommertagen ein bisschen Wärme spendet.

// Zu guter Letzt noch der Hinweis auf ein spannendes Werk, das „Netflix“ zudem zu einer gleichnamigen TV-Serie animierte. Die Rede ist natürlich von „Tote Mädchen lügen nicht“ alias „13 Reasons Why“, das noch einmal den Selbstmord eines jungen Teenagers thematisiert. Im Mittelpunkt der Geschichte steht ein gewisser Clay Jensen, der eines Tages von der Schule nach Hause kommt und ein Päckchen mit Kassetten vorfindet. Selbige wurden aufgenommen von Hannah Baker, einer Freundin und Mitschülerin von ihm, die sich leider umgebracht hat. Clay beginnt die Tapes zu hören und Stück für Stück offenbaren sich ihm die Beweggründe für Hannahs Verzweiflungstat. Dreizehn Gründe sind es am Ende, die sie dazu gebracht haben, sich umzubringen und auch Clay hat seinen Anteil daran. Welcher das ist und wer noch alles damit zu tun hat? Ihr solltet euch diesen spannenden Roman von Jay Asher auf keinen Fall entgehen lassen. Er wird euch noch Tage später im Kopf herum schwirren. Und damit Schluss für heute. Bis zur nächsten Leserunde. öH