// unterwegs vol. 13 – „beim a summer´s tale 2019“ in der lüneburger heide - // zuckerkick - das stadtmagazin für wuerzburg // ... magazin mit vielen aktuellen interviews, event kalender und artikeln ueber fashion, kino & musik für DICH!

// Vielleicht hat es sich in unserer Gegend ja noch nicht herum gesprochen, aber in der Lüneburger Heide geschieht seit fünf Jahren immer Anfang August etwas Magisches. In diesem Jahr kamen 13.000 Menschen zum örtlichen „A Summer´s Tale“-Festival in der Nähe des idyllischen Städtchens Luhmühlen (übrigens ebenfalls eine Reise wert) und wenn man einmal vor Ort gewesen ist, möchte man niemals wieder weg. Hier gelingt ein scheinbarer Gegensatz. Ein Festival, das tatsächlich Entspannung verspricht und das bei einer Unmenge an Programmpunkten, die einem von allen Seiten leise zuflüstern, sie doch bitte wahrzunehmen.

Das mit dem Zuflüstern wiederum sorgt gleichzeitig dafür, dass man sich auch einfach treiben lassen kann auf dieser Veranstaltung, die sich als Festival tarnt, aber gleichzeitig doch so viel mehr ist. Es gibt ein Riesenangebot an Workshops zu Themen wie „Draußen schlafen“, „Männer Yoga“, „Karate für Kids“ oder „Woodworking“. Die meisten von ihnen sind bereits Wochen vorher ausgebucht, zumindest online (vor Ort sind immer noch ein paar Rest-Plätze verfügbar), was nur deutlich macht, dass die Macher hier einen Nerv getroffen haben. Sie schaffen es nämlich ein Programm für die ganze Familie auf die Beine zu stellen und wer bisher meinte, dass man Kinder zwischen 0 und 6 Jahren auf keinen Fall auf eine solche Großveranstaltung mitnehmen könne, der wird hier schon nach wenigen Minuten eines besseren belehrt.

Es gibt zahllose Freiflächen, die einerseits zum Verweilen einladen, aber gleichzeitig auch jede Menge Platz für weitaus mehr als die noch übrigen, 2000 nicht verkauften Karten dieses Jahr geboten hätten. Man findet hier aber auch eine Zwergstadt mit zahllosen Spielangeboten für die Kids, was gleichzeitig dazu führt, dass alle ein wenig mehr aufeinander Acht geben, als anderswo. Das wiederum zeigt sich in vielen kleinen Dingen. Den meist sauberen Klos zum Beispiel. Oder einem Festivalgelände, auf dem man herumliegenden Müll fast schon mit der Lupe suchen muss. Das Konzept hier geht voll auf und jedes Mal wenn man das Gelände oder nur den komfortablen Zeltplatz betritt, stellt sich das Gefühl ein, hier etwas besonderem beizuwohnen.

Es ist für jemand, der noch nicht dort gewesen ist, etwas schwer zu beschreiben, aber der Auftritt von Das Paradies macht es vielleicht ein wenig deutlich. Die Band spielt hintersinnige Indie-Pop-Songs, die zum Träumen einladen und das tun die Menschen tatsächlich. Die meisten abseits der ersten Reihe sitzen vor der Bühne und genießen diesen Ausflug in eine Art Parallelwelt, in der man – wie es Enno Bunger ebenfalls am Vortag im Rahmen eines tollen Konzertes so schön besang – den Bäumen beim Konfetti streuen zusehen kann. Darüber hinaus liefert Zaz eine Show ab, die einem am Samstagabend den Atem raubt. Die Lichtshow ist perfekt und alles versinkt in einem Meer aus Glückseligkeit. Sogar für das soziale Projekt „Die Arche“ räumt sie während des Auftritts ein wenig Zeit ein und eröffnet der Initiative so die Möglichkeit vor einem riesigen Publikum über die Chancengerechtigkeit von Kindern in prekären Lebensverhältnissen aufmerksam zu machen. Eine gute Sache, wie so vieles auf diesem Festival doch an die guten Seiten von uns Menschen appelliert.

Den originellsten Auftritt des Wochenendes wiederum legt zuvor allerdings schon Mine hin. Die sampelt mal eben mit ihrem Effektgerät ihr jüngeres Selbst und steht so im Dialog mit der jüngeren Version von sich. Heraus kommt großes Entertainment, das jeden mitreißt, der vor der Bühne steht. Darüber hinaus liefert Xavier Rudd ein Reaggae-Rock-Set ab, das sofort deutlich macht, warum er in seiner Heimat ein Megastar ist. Es gibt jedenfalls auch dieses Jahr wieder einiges zu entdecken. Nicht nur auf dem „Sprungbrett“ – einer eigenen Bühne für Nachwuchskünstler, sondern auch auf der Waldbühne, wo für die jüngeren Zuschauer Die Gäng und der Bummelkasten auf der Bühne stehen. Letzterer verzichtet der Umwelt zuliebe diesmal auf die handelsüblichen Tonnen von Klopapier und schmeißt nur zwei Handvoll Rollen ins Publikum, die aber dennoch fröhlich von den jungen Gästen hin- und hergepfeffert und anschließend auch gleich wieder eingesammelt werden.

All das sind nur ein paar wenige Momente eines viertägigen Festivals, das sich seine ganz eigene Nische geschaffen hat. Man weiß sofort, was Steiner & Madlaina aus Zürich meinen, wenn sie kurz nach ihrer ersten Ankunft vom vielleicht schönsten Festival sprechen, auf dem sie bisher gewesen sind. Und wahrscheinlich wird es tatsächlich in ein paar Jahren schwer sein, überhaupt eine Karte für das A Summer’s Tale zu bekommen. Vorausgesetzt die Veranstaltung wird auch in Zukunft weiter stattfinden (was bei der Entstehung dieses Artikels noch nicht ganz klar gewesen ist). Ihr solltet die Chance also nutzen und schon im kommenden Jahr mal einen Abstecher in die Lüneburger Heide unternehmen. Am besten mit der ganzen Familie. Es wird auf jedem Fall ein unvergessliches, verlängertes Wochenende werden und eine wirklich lohnenswerte Reise, die ihr so schnell nicht mehr aus dem Kopf bekommen werdet.