// aufgelesen vol. (3)06 – „berlin“

mit neuen Büchern von Jens Bisky, Marion Messina und Marina Frenk. // Jens Bisky ist ein echter Meister darin, die Dinge auf den Punkt zu bringen. Umso mehr waren wir gespannt auf sein „Berlin“-Werk und das Warten hat sich gelohnt. „Biografie einer großen Stadt“ ist nämlich tatsächlich der zu erwartende große Wurf des Schriftstellers. Die […]

mit neuen Büchern von Jens Bisky, Marion Messina und Marina Frenk.

// Jens Bisky ist ein echter Meister darin, die Dinge auf den Punkt zu bringen. Umso mehr waren wir gespannt auf sein „Berlin“-Werk und das Warten hat sich gelohnt. „Biografie einer großen Stadt“ ist nämlich tatsächlich der zu erwartende große Wurf des Schriftstellers. Die Stadt selbst beschreibt er dabei als Ballungsgebiet für viele Dinge, die auch in anderen Teilen Deutschlands eine wichtige Rolle spielen. Er erzählt von der Atmosphäre rund um das Jahr 1945, als sich die verschiedenen Mächte gegenüberstehen und führt uns vorab sogar zurück in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Ausgehend davon nimmt er uns mit auf eine große, zeitgeschichtliche Reise, die immer versucht die Geschichte der Stadt möglichst allumfassend zum umreißen. Dass das nur schwer möglich ist, das versteht sich von selbst und dennoch schafft er es dennoch ziemlich nahe an diese Vorgabe heranzureichen. Ob er dabei von der Entwicklung der Stadt zu einer preußischen Residenz erzählt oder von den goldenen Zwanziger Jahren. Man fühlt sich immer, als wäre man mittendrin und schon bald stellt man fest, dass man selbst dann noch nicht genug hat von diesem Werk, wenn man den Rückumschlag wieder schließt. Das ist bemerkenswert, weil es sich am Ende um knapp 1000 Seiten handelt von denen man auf keinen Fall auch nur eine einzige missen möchte.

// Marion Messina wiederum legt in diesen Tagen zwar erst ihr literarisches Debüt vor, das aber hat es in sich. „Fehlstart“ nämlich widmet sich der Geschichte einer 19-jährigen Frau, die es von Grenoble nach Paris verschlägt. Gerade erst ist ihre Beziehung in die Brüche gegangen und so entschließt sie sich endlich ein neues Kapitel in ihrem Leben aufzuschlagen. Sie will wieder studieren und vor allem raus aus der Provinz. Allerdings ist alles etwas schwieriger als erwartet. Sie ergattert einen Job als Empfangsdame und muss feststellen, dass man auf dem Pariser Wohnungsmarkt schon ziemlich viel Glück braucht, um etwas Passendes abzugreifen. Alles ist neu und ungewohnt und schon bald liegt kein Stein mehr auf dem anderen. Aber genau das macht diesen Roman so wunderbar, weil er einem immer wieder vor Augen führt, was das heißt: Neugierig auf das Leben zu sein.

// Zu guter Letzt außerdem noch der Hinweis auf das neue Buch von Marina Frenk. Die in Moldawien geborene Schriftstellerin wohnt seit 1993 in Deutschland und hat schon diverse Hörspiel- und Radiopreise bekommen. Nun liegt mit „Ewig her und gar nicht wahr“ ihr literarisches Debüt vor und das hat es in sich. Im Mittelpunkt steht eine junge Künstlerin namens Kira, die mit ihrem Freund und Sohn Karl in Berlin lebt. Inzwischen gibt sie Malkurse für Kinder, aber selbst kreativ war sie schon lange nicht mehr. Und auch die Beziehung zu Marc hat schon einmal bessere Zeiten erlebt. Wie sie damit umgeht und wo sie im Leben hinmöchte. Darum und noch um vieles mehr dreht sich dieses hintergründige Werk, das man sich auf keinen Fall durch die Lappen gehen lassen sollte. Und damit Schluss für heute. Bis zur nächsten Leserunde.