// aufgelesen vol. (3)68 – „der morgenstern“

mit neuen Werken von Karl Ove Knausgård, Drangsal und Leïla Slimani. // Karl Ove Knausgård war schon immer dazu geschaffen die großen Themen im Kleinen zu suchen. Sein sehr intimer weil vollkommen entblößter Bücherzyklus über sein Leben gab einem einen Eindruck davon, wie sehr er mit seiner Rolle als Schriftsteller interagiert. Es ist Sommer in […]

mit neuen Werken von Karl Ove Knausgård, Drangsal und Leïla Slimani.

// Karl Ove Knausgård war schon immer dazu geschaffen die großen Themen im Kleinen zu suchen. Sein sehr intimer weil vollkommen entblößter Bücherzyklus über sein Leben gab einem einen Eindruck davon, wie sehr er mit seiner Rolle als Schriftsteller interagiert. Es ist Sommer in Norwegen. Eigentlich eine beschauliche, sonnengetränkte Zeit. Doch nun scheint etwas aus den Fugen geraten zu sein. Krabben spazieren an Land, Ratten tauchen an überraschenden Stellen auf, eine Katze kommt unter seltsamen Umständen ums Leben. Kurzum: Die Tiere verhalten sich wider ihre Natur. In seinem neuen Roman schildert Karl Ove Knausgård eine Welt, in der die Natur und die Menschen aus dem Gleichgewicht sind, obwohl das Buch eigentlich ganz realistisch vom Leben einiger Menschen, neun an der Zahl, während mehrerer Hochsommertage erzählt, und zwar in deren eigenen Worten. Da ist der Literaturprofessor Arne, der mit seiner Familie die Tage im Sommerhaus verbringt, an sich selbst zweifelt und mit seinem Nachbarn Egil über den Glauben an Gott diskutiert. Da ist die Pastorin Kathrine, die plötzlich merkt, dass sie ihre Ehe als Gefängnis empfindet. Da ist der Journalist Jostein, der auf einer exzessiven Trinktour von den mysteriösen Morden an Mitgliedern einer Death Metal Band hört, während seine Frau Turid in einer psychiatrischen Anstalt als Nachtwache arbeitet. Ihnen allen unerklärlich ist das Auftauchen eines neuen Sterns am Himmel, den auch die Wissenschaft nicht wirklich erklären kann. Ist er der Vorbote von etwas Bösem oder im Gegenteil die Verheißung von etwas Gutem? Wem das bei aller literarischen Rafinesse zu viel des Guten gewesen ist, der kommt nun vielleicht im Neuesten Wurf des Künstlers auf seine Kosten. Die Geschichte von „Der Morgenstern“ ist nämlich, auch wenn ebenso episch angelegt, nicht die von ihm selbst, sondern sie dreht sich um das Leben von neun Menschen, die alle irgendwie mit dem Schicksal zu hadern haben. Alles nimmt seinen Lauf im Hochsommer in Norwegen, als sich die Tiere plötzlich seltsam zu benehmen scheinen. Irgendetwas scheint sie aus dem Gleichgewicht gebracht zu haben und ebenso ergeht es auch den Menschen in diesem Buch. Und so lernen wir den Literaturprofessor Arne kennen, die mit ihrer Familie in einem Sommerhaus ihre Zeit verlebt und dabei Selbstzweifel bekommt. Zusammen mit seinem Nachbarn Egil beginnt er über Gott zu diskutieren, die auch die Pastorin Kathrine beschäftigt, welche ihre eigene Ehe als selbst geschaffene Kette empfindet, die sie eigentlich nur noch sprengen möchte. Währenddessen begibt sich ein Journalist auf eine groß angelegte Sauftour, bei welcher er zum ersten Mal von den Morden an den Mitgliedern einer Death Metal-Band hört. Was seine Frau währenddessen tut? Alles hier scheint in gewisser Weise miteinander in Verbindung zu stehen und dann taucht auch noch der titelgebende Morgenstern am Firmament auf und keiner kann sich so recht erklären, was es mit Selbigem auf sich hat. Wenn du jetzt neugierig geworden bist, lass dich ein auf dieses literarisch hochspannende und hintersinnige Werk, das man schon nach wenigen Seiten nicht mehr aus der Hand geben möchte. Du wirst ganz sicher begeistert sein.

// Bisher ist uns Drangsal ja eher durch seine ganz hervorragende Musik aufgefallen. Nun dürfen sich auch alle Bücherwürmer unter euch über ein Werk des Künstlers freuen und das beginnt und endet stilgerecht erst einmal mit einem Gedicht. „Doch“ ist dabei so etwas wie eine Collage von Erinnerungen, die er im Rahmen seines Buches noch einmal neu zusammensetzt. Dabei ist er sich selbst genauso auf der Spur wie eben jenen Tagen, in welchen er aufwuchs. So werden wir nicht nur in die pfälzische Provinz versetzt, wo der Musiker groß wird und auch seine Liebe zur Musik entdeckt. Es geht auch darum wie es ist, immer ein wenig abseits zu stehen. So mischt „Doch“ auf spannende Art und Weise Fakten mit Fiktion und erzeugt einen regelrechten Sog der Emotionen, in welchen es seine Leserschaft mit jeder weiteren Zeile reißt. Wenn du also mehr wissen willst über Schmarotzer, die Schule, über Partys und den Knight Rider. Dann lass dich ein auf diese literarische Zeitreise, die man erst nach dem Schließen des Rückumschlags wieder zur Seite legen möchte.

// Zu guter Letzt noch der Blick auf das neueste Werk von Leïla Slimani. In „Der Duft der Blumen bei Nacht“ dreht sich alles um eine einzige lange Nacht. Weil sie gebeten wurde eine Nacht im Museum zu verbringen, was sie sonst eigentlich nie tut, kommt sie zunehmend ins Grübeln. Deshalb nimmt sie uns mit auf eine Reise in ihr Innerstes. Es geht weniger um das „Museum Museo Punta della Dogana“ in Venedig selbst, sondern vielmehr um das, was die Nacht in ihr auslöst. So nimmt uns die Autorin mit auf eine Reise in ihre Kindheit in Rabat, erzählt von ihrer Zeit in Paris als Mutter und von ihrer Rolle als Schriftstellerin. Heraus kommt ein sehr persönliches Werk, das auch einen Blick darauf richtet, wie Slimani ihre Erfahrungen in ihren bisherigen Werken verarbeitet. Worauf also wartest du noch? Lass dich ein auf diese literarische Fingerübung, die von Amelie Thoma sehr gekonnt ins Deutsche übertragen wurde. Und damit Schluss für heute. Bis zu unserer nächsten Leserunde.