mit neuen Büchern von Giulia Caminito, Andreas Stichmann und Dirk Stermann.
// Herzhaft diskutiert wurde nicht nur im letzten „literarischen Quartett“ über das neue Werk, der in Rom geborenen Autorin Giulia Caminito, dessen neuester Roman nun in einer Übersetzung von Barbara Kleiner auch hierzulande erscheint. „Das Wasser des Sees ist niemals süß“ versteht sich dabei selbst als „Anti-Bildungsroman“ und hat es wirklich in sich. Wir werden kurzerhand reinversetzt in eine Sozialwohnung am Lago di Bracciano, welche Gaia zusammen mit ihrem im Rollstuhl sitzenden Vater, ihrem anarchistischen Bruder Mariano, der Mutter Antonia und den kleinen Zwillingen bezieht. Während die Mutter die Familie zusammenhält, will Gaia endlich ausbrechen aus dem Leben, das sie zu diesem Zeitpunkt führt. Ihr Ziel ist es durch Bildung den Absprung zu schaffen und doch muss sie feststellen, dass all der Fleiß, den sie aufbringt, nicht reicht, um den bestehenden Verhältnissen zu entfliehen. Dabei schafft es dieser Roman immer wieder einen den Leistungsdruck und die Herabsetzungen des gesellschaftlichen Systems vor Augen zu führen, ohne ins Klischeehafte zu verfallen und so lauscht man gebannt all der Wut, die sich bei der Protagonistin aufstaut, je mehr sie mit ihren Bemühungen an ihre Grenzen stößt.
// Für den deutschen Buchpreis nominiert ist derweil der neueste des in Bonn geborenen Autors Andreas Stichmann. Nachdem er zuvor schon zahlreiche Förder- und Literaturpreise für seine Werke „Das große Leuchten“ und „Die Entführung des Optimisten Sydney Seapunk“ einheimsen konnte, wendet er sich diesmal einer Frau an der Spitze einer Delegation junger Kulturschaffender zu, der starke Gefühle weitestgehend fremd sind. Nun reist die inzwischen 50-jährige ein letztes Mal zu einer Eröffnungsfeier der Deutschen Bibliothek in Pjöngjang. Dort trifft sei eine gewisse Sunmi, die gleichzeitig Dolmetscherin und Agentin der DVRK ist und auf einmal liegt kein Stein mehr auf dem anderen. Andreas Stichmann schafft es mit seinem Roman „Eine Liebe in Pjöngjang“ ein Tor aufzustoßen in die Welt der Liebe und Gegensätze. Es ist eine wahrhaft unglaubliche Liebesgeschichte, die einen so schnell nicht mehr loslässt, eben weil sie unwahrscheinlich anmutet. Also lass dich ein auf dieses hintersinnige Werk, das einen in sprachlich nahezu umhaut.
// „Sechs Österreicher unter den ersten fünf“ machte den in Duisburg geborenen und in Wien lebenden Autor Dirk Stermann über Nacht berühmt. Über 150.000 Mal hat sich das Werk verkauft und so verwundert es nicht, dass nach seinem 2019er Historienroman „Der Hammer“ nun sein neuester Wurf in den Regalen liegt, dem alle überaus neugierig entgegen blicken. „Maksym“ dreht sich dabei um einen Vater, der auf einmal mit den Kids auf sich alleine gestellt ist. Während die Frau ein paar Monate ins Ausland muss, ausgerechnet zu jener Zeit, zu welcher er auf Tournee gehen wollte, steht er auf einmal alleine mit seinem Sohn da und die Suche nach professioneller Hilfe beginnt. Vielleicht einen männlichen Au-pair? Aus der Ukraine? Gesagt, getan und schon bald ist Herrmann so begeistert von Maksym, dass er sich gelegentlich gleich selbst noch von ihm sitten lässt. All das ist urkomisch, zumindest bis die Situation zunehmend außer Kontrolle gerät. Warum das so ist? Lass dich ein auf diesen fantastischen Roman, der Melancholikern wie Komikern gleichermaßen gefallen dürfte. Bis zu unserer nächsten Leserunde.
von Alexander Nickel-Hopfengart
UND WAS NUN?