// aufgelesen vol. (3)81 – „das weiße album“

mit neuen Büchern von Thomas Melle und Joan Didion. // Als im Jahre 2011 das famose Werk „Sickster“ von Thomas Melle erschien, lasen wir wie gebannt und staunten über die literarische Tiefe dieses so pulsierendes Werkes. Man merkte, dass dieser Schriftsteller zuvor am Theater als Übersetzer tätig war und dass da noch Großes bevorstehen dürfte. […]

mit neuen Büchern von Thomas Melle und Joan Didion.

// Als im Jahre 2011 das famose Werk „Sickster“ von Thomas Melle erschien, lasen wir wie gebannt und staunten über die literarische Tiefe dieses so pulsierendes Werkes. Man merkte, dass dieser Schriftsteller zuvor am Theater als Übersetzer tätig war und dass da noch Großes bevorstehen dürfte. Was folgte waren die beiden Romane „3000 Euro“ und „Die Welt im Rücken“, welches im Jahre 2016 auch auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises stürmte. Nun geht’s weiter mit „Das leichte Leben“, welches einen ebenfalls schon von der ersten Seite an zu fesseln vermag. Mit seinen Worten zieht einen der Autor regelrecht rein in seine Geschichte und treffen auf Jan und Kathrin, denen die Welt zu Füßen liegen scheint. Nach und nach allerdings kommt das Getriebe in Ruckeln, welches das Leben des Paares am Laufen hält und schon fühlen sich beide gefangen in den Konventionen der Ehe und dem kleinbürgerlichen Alltag. Als ehemals hochgelobte Schriftstellerin arbeitet Kathrin heute als Aushilfslehrerin und versucht auf einer Sex-Party etwas Ablenkung zu finden. Jan wiederum wird von einem Typen erpresst, der Nacktfotos von ihm als Internatsschüler zu verschicken droht, wenn er seinen Forderungen nicht nachkommt. Das wiederum könnte seine TV-Karriere zerstören und dann ist da auch noch der mysteriöse Freund von Tochter Lale, den Kathrin insgeheim wahnsinnig begehrt. Ob das am Ende alles gut ausgeht? Lass dich ein auf dieses ebenso hintersinnige wie komische Werk – du wirst es ganz sicher nicht bereuen.

// Gleich doppelten Grund zur Freude haben in diesen Tagen alle Fans der im Jahre 1934 geborenen Autorin Joan Didion, die bis heute zu den wichtigsten Stimmen der amerikanischen Literatur zählt. Die Trauer war groß, als die Schriftstellerin aus Kalifornien im vergangenen Dezember starb und wenn man ihr Werk heute nochmal genauer unter die Lupe nimmt, erscheint es wichtiger denn je. In „Das weiße Album“ zum Beispiel finden sich zahlreiche kritische Reportagen über die Sechziger Jahre, die sich nicht nur mit so wichtigen Themen wie der Frauenbewegung, sondern auch mit Hollywood und der Musik der Doors auseinander setzt. Es ist spannend ihre Gedankengänge heute noch einmal aufs Neue nachzuvollziehen und so können wir die im „Ullstein“-Verlag erschiene Essay-Sammlung auch nur all unseren Lesern innig ans Herz legen. Wem das noch nicht reicht, der kann sich gleich im Anschluss noch mit dem Essay-Band „Slouching Towards Bethlehem“ auseinander setzen, welcher ebenfalls bei „Ullstein“ erschienen ist und der ein Portrait eines Amerikas zeigt, das sich im stetigen Wandel der Zeit befindet. Auch hier dechiffriert die Autorin den Alltag in den Vereinigten Staaten in den 60er Jahren und skizziert eine Gesellschaft, die im gesellschaftlichen Wandel aus den Fugen zu geraten droht. Ob es dabei um John Wayne, das Leben in Los Angeles oder die Sache mit den großen Träumen geht. Lass dich ein auf dieses hintersinnige, literarische Spektakel, das dir ganz sicher noch lange im Kopf bleiben wird.