// presswerke vol. (2)60 – „weirdo in the park“

mit der neuen Vinyl-LP von His Lordship. // Es gibt Platten, die rauschen an einem vorbei – und es gibt Platten, die dich an den Schultern packen, dir die Luft aus den Lungen prügeln und dir dann grinsend die Haare zerzausen. Bored Animal von His Lordship ist definitiv Letzteres. Schon beim Auspacken spürt man: Hier […]

mit der neuen Vinyl-LP von His Lordship.

// Es gibt Platten, die rauschen an einem vorbei – und es gibt Platten, die dich an den Schultern packen, dir die Luft aus den Lungen prügeln und dir dann grinsend die Haare zerzausen. Bored Animal von His Lordship ist definitiv Letzteres. Schon beim Auspacken spürt man: Hier ist mit Liebe gearbeitet worden. Die LP kommt im schlichten, aber stilvollen Schuber daher, mit bedruckten Innenhüllen, die nicht bloß Beiwerk sind, sondern das ganze Erlebnis abrunden. Und dann das weiße Vinyl – ein echter Hingucker, der beim Auflegen förmlich schreit: „Jetzt wird’s laut!“ Sobald die Nadel aufsetzt, gibt es kein Zurück mehr. James Walbourne, den man von The Pretenders oder The Pogues kennt, entfesselt hier eine Gitarre, die mehr schneidet als singt – mal rotzig, mal filigran, aber immer voller Energie. Dazu Kristoffer Sonne am Schlagzeug, der nicht bloß taktet, sondern treibt, stampft, explodiert. Es ist diese rohe, ungeschliffene Live-Energie, die sich selten so authentisch auf Platte bannen lässt – und hier einfach da ist. Kein Studio-Perfektionismus, sondern ein rasanter, schwitziger Trip durch zwölf Tracks, die sich nicht entschuldigen, sondern fordern.

Schon beim ersten Hören wird klar: Das ist keine Musik für den Hintergrund. Songs wie „Old Romantic“ sind Hymnen für verschwitzte Kellerclubs und durchgetanzte Nächte. Garage Rock, der schmutzig bleibt, ohne stumpf zu werden, mit Refrains, die sich tief ins Hirn fräsen. Jeder Track ein Statement, kein Füllmaterial, sondern ein Angriff auf die Müdigkeit der modernen Rockmusik. Dass die Platte von Schwergewichten wie David Wrench und Tchad Blake produziert wurde, hört man – aber statt glattzubügeln, haben sie das Chaos eingefangen und kanalisiert. Ein Sound, der dich umhaut, aber nie überproduziert wirkt. Man spürt: Da waren keine Anzugträger am Werk, sondern Leute mit Schweiß auf der Stirn und Dreck unter den Fingernägeln. Klanglich ist die LP ein echtes Brett – druckvoll, direkt, lebendig. Die Pressung ist tadellos, kein Knistern, kein Rauschen, einfach satt und klar. Gerade auf Vinyl entfaltet Bored Animal seine ganze Kraft: warm, dreckig, nah. Man hört nicht nur, man ist mittendrin. Für Fans von Rock’n’Roll, der noch zittert und lebt, ist das hier Pflichtstoff. Für alle anderen: gebt dem Tier eine Chance – es wird euch nicht langweilen. Kurz gesagt: Bored Animal ist eine Platte, wie man sie heute nur selten hört. Wild, ehrlich, laut. Und auf weißem Vinyl ein echtes Sammlerstück. Wer sie einmal aufgelegt hat, wird sie so schnell nicht mehr ins Regal zurückstellen.