mit den Werken „Beyond The Clouds“ (Band 2) und Bänden 2 und 3 der Manga-Reihe „The Story Of Our Corpse Hunt“.

// Es gibt Geschichten, die sich wie kalter Nebel um die Schultern legen – dicht, unheimlich, kaum greifbar. Und dann gibt es andere, die so warm und verträumt leuchten, dass man fast vergisst, dass auch Hoffnung ihre Schattenseiten haben kann. In den letzten Wochen bin ich tief in zwei völlig unterschiedliche Manga-Welten eingetaucht – The Story of Our Corpse Hunt von Hosui Yamazaki und Beyond the Clouds von Nicke. Zwei Serien, die auf den ersten Blick kaum etwas gemeinsam haben und sich doch auf faszinierende Weise ergänzen. Mit Band 2 und 3 von Corpse Hunt zieht Hosui Yamazaki die Spannungsschraube deutlich an. Was als vermeintliches Detektivspiel beginnt – eine Clique Jugendlicher sucht nach einer vor Jahren verschwundenen Mitschülerin – entwickelt sich schnell zu einem düsteren Psychothriller mit Mystery-Touch. Die Geschichte spielt an einem dieser scheinbar ewig heißen Sommertage, an denen etwas in der Luft liegt, das man nicht benennen kann – aber spürt.
Kazuma, Spitzname Isshin, und seine Freunde geraten immer tiefer in ein Netz aus Kindesentführungen, verstörenden Legenden und einer unheimlichen Bergwelt, in der nicht alles natürlich zu sein scheint. Vor allem Band 3 bringt eine bedrückende Wendung: Was, wenn die Erwachsenen die eigentlichen Schuldigen sind? Was, wenn sich hinter Aberglauben und alten Geschichten eine grausame Wahrheit verbirgt, die um jeden Preis vertuscht werden soll? Die Figur des „Tengu-Mannes“, der zunächst wie eine überzeichnete Horrorgestalt wirkt, entpuppt sich dabei als sinnbildlicher Ausdruck für das kollektive Schweigen einer ganzen Gemeinschaft.

Und dann – fast als Gegenstück – Beyond the Clouds, der zweite Band von Nicke. Auch hier steht ein Junge im Zentrum: Theo, ein Waisenjunge mit einem Faible für Technik, lebt in einer industriellen Stadt, in der die Magie fast vergessen scheint. Doch als er das geheimnisvolle Mädchen Mia mit kaputten Flügeln findet, beginnt für ihn ein ganz anderes Abenteuer – eines voller Sanftheit, Entschlossenheit und fantastischer Wunder. Anders als in Corpse Hunt ist es hier nicht das Schweigen der Erwachsenen, das die Kinder in die Krise treibt, sondern die Sehnsucht nach einem Ort, der sich wie Zuhause anfühlt. Band 2 bringt dabei erste dunklere Töne in die bisher eher verträumte Erzählung: Mia wird krank, ihre Kräfte drohen sie zu zerstören, und plötzlich steht Theo nicht nur vor technischen Herausforderungen, sondern auch vor moralischen. Die Frage, was man bereit ist zu tun – und zu opfern – für einen geliebten Menschen, schwebt in jeder Seite mit. Was mich an beiden Reihen besonders berührt hat, ist der gemeinsame Kern trotz aller Unterschiede: Beide erzählen vom Erwachsenwerden – aber auf ganz unterschiedliche Weise. Bei Hosui Yamazaki geschieht es schmerzhaft, durch Konfrontation mit einer Welt, in der Sicherheit eine Illusion ist. Bei Nicke ist es ein Wachsen durch Mitgefühl, Neugier und Freundschaft. Das eine ist dunkel, beklemmend, realistisch – das andere leicht, poetisch, aber nicht naiv. Am Ende haben mich beide Geschichten auf ihre Weise tief bewegt. The Story of Our Corpse Hunt hat mich an die Grenzen meiner Nerven geführt – und mir gezeigt, wie grausam Unwissenheit und Verdrängung sein können.

Beyond the Clouds dagegen hat mich daran erinnert, dass selbst in einer grauen Welt Träume fliegen können – wenn man nur bereit ist, dafür zu kämpfen. Zwei Serien, zwei völlig verschiedene Stimmungen – aber beide auf ihre Art unglaublich stark. Wer Spannung, Gänsehaut und einen Hauch Stephen-King-Flair sucht, sollte zu Corpse Hunt greifen. Und wer das Herz wärmen will mit einem fantasievollen Abenteuer über Freundschaft, Hoffnung und verlorene Flügel – der findet in Beyond the Clouds eine kleine Schatztruhe.
UND WAS NUN?