mit der neuen Vinyl-LP von Boo Boos.

// Young Love von Boo Boos ist eines dieser seltenen Alben, bei denen man schon nach den ersten Tönen spürt, dass hier zwei Musiker*innen eine besondere, fast magische Verbindung gefunden haben. Das Duo – bestehend aus Bronco Boo (besser bekannt als E von EELS) und Katie Boo (alias Kate Mattison) – veröffentlicht sein gemeinsames Debütalbum, und schon jetzt fühlt sich Young Love wie ein kleines Juwel zwischen Soul, Indie und nostalgischem Westküstenpop an. Die Geschichte hinter dem Projekt ist fast so schön wie die Musik selbst: Katie Boo, geboren in einer kleinen Bergbaustadt in Ohio, zog nach Brooklyn und fand dort ihre kreative Stimme in der Band 79.5, deren Sound irgendwo zwischen Funk, Jazz und Soul oszilliert. Bronco Boo hingegen, ursprünglich aus Washington, D.C., wurde als Mark Everett – der Kopf hinter EELS – weltbekannt für seine introspektiven Songs voller Melancholie, Humor und Lebensweisheit. Dass sich diese beiden musikalischen Welten irgendwann begegnen mussten, wirkt rückblickend fast schicksalhaft.
Der Moment der Begegnung war denkbar unspektakulär und zugleich magisch: Bronco Boo hörte eines Nachts in Los Angeles den Sender KCRW, wo zufällig ein Song von 79.5 lief – ein Stück, das ihn sofort fesselte. Als er kurz darauf eine Playlist für Radio L’envie zusammenstellte, setzte er genau diesen Song darauf – und löste damit den ersten Kontakt mit Katie Boo aus. Was als Austausch von Songs und Ideen begann, entwickelte sich schnell zu einer kreativen Freundschaft, die schließlich über die gesamte US-Küste hinweg reifte. Zwischen Brooklyn und Kalifornien entstanden so die Songs, die nun Young Love ausmachen – ein Album, das genau diesen Geist des weiten Landes, der Gegensätze und der Sehnsucht in sich trägt. Musikalisch klingt Young Love wie eine verspielte Liebeserklärung an die 1970er – aber ohne je retro zu wirken. Die warme Produktion, die von Orgeln, analogen Drums und glitzernden Gitarren getragen wird, erinnert an alte Soul-Platten, während die Stimmen der beiden Boos einander perfekt ergänzen: seine rau, charmant gebrochene Melancholie trifft auf ihre samtige, jazzige Klarheit. Songs wie „Radio Ghost“, „Desert Drive“ oder der Titeltrack „Young Love“ schwingen zwischen Sommermelancholie und verträumtem Optimismus – Musik, die nach Sonnenuntergang klingt, nach Zigarettenrauch und sanfter Nostalgie. Inhaltlich ist das Album eine Art Roadmovie in Tönen: Geschichten über Begegnungen, über Nähe und Distanz, über das Suchen und Finden von Verbindung – nicht nur romantischer, sondern auch menschlicher Art. Man hört den Songs an, dass sie in Bewegung entstanden sind, zwischen zwei Welten, zwischen Ostküste und Westküste, zwischen Tagträumen und Alltagsrealität. Optisch bekommt Young Love zudem die Verpackung, die es verdient: Die Vinyl-Ausgabe erscheint im hochwertigen Gatefold-Artwork mit bedruckten Innenhüllen und sämtlichen Songtexten – ein liebevoll gestaltetes Sammlerstück, das schon beim Aufklappen nach analoger Leidenschaft duftet. Dass sich E nach Jahrzehnten als introspektiver Songwriter in der Zusammenarbeit mit Kate Mattison so gelöst, fast verspielt zeigt, ist vielleicht das schönste Geschenk dieses Albums. Es ist, als hätte er mit Boo Boos wieder einen neuen Zugang zur Musik gefunden – weniger von Schmerz, mehr von Leichtigkeit getragen. Young Love ist damit nicht nur ein Albumtitel, sondern ein Programm: eine Ode an die jugendliche Begeisterung, an die Unbeschwertheit des Anfangs, an das Gefühl, dass Musik Menschen verbinden kann – über Städte, Meilen und Lebenswege hinweg. Ein herzerwärmendes, charmant unperfektes Debüt, das zeigt, wie zwei erfahrene Künstlerinnen noch einmal ganz von vorne anfangen – mit offenen Ohren, offenen Herzen und jeder Menge Soul.
UND WAS NUN?