mit der neuen Vinyl-LP von Brógeal.

// Wenn man die Platte von Brògeal in den Händen hält, spürt man sofort dieses typische Gefühl von handgemachter Musik, die zugleich wild, verletzlich und voller jugendlicher Sehnsucht ist. Das schottische Quintett, das in den letzten Jahren mit seinen energiegeladenen Liveshows und seinem ungewöhnlich frischen Mix aus Folk, Punk und Indie immer wieder für Aufhorchen sorgte, legt mit Tuesday Paper Club ein Debüt vor, das mühelos an die großen Erzähltraditionen ihrer Heimat anknüpft – und sie gleichzeitig in die Gegenwart katapultiert. Kaum setzt die Nadel auf, entfaltet sich dieser unverkennbare Brògeal-Sound: Akkordeon, Banjo, Bouzouki, Mandoline und die schnelle, fast fröhlich aufblitzende Penny Whistle verschmelzen mit einer Indie-Attitüde, die an Pub-Nächte, verschwitzte Konzerte und den bittersüßen Wirbelsturm der Zwanziger erinnert. Es ist ein Album voller Herz – aber auch voller Unfug, wie die Band selbst sagt. Diese Mischung aus Romantik, Verlust, jugendlichem Chaos und schottischer Erdigkeit trägt jedes Stück, egal ob ausgelassen oder melancholisch.
Aufgenommen wurde Tuesday Paper Club im Black Bay Studio auf der Isle of Lewis – ein Ort, der sinnbildlicher kaum sein könnte: eine ehemalige Fischverarbeitungsfabrik, umgeben von schroffer Natur, Wind und salziger Gischt. Der Blick auf die weite Bucht scheint sich in den Songs selbst widerzuspiegeln: Es gibt Momente, die so weit und hell wirken wie das Licht über dem Meer, und andere, die dunkel, roh und dicht sind wie eine Sturmfront, die plötzlich über die Insel zieht. Produzent Richie Kennedy – unter anderem bekannt durch seine Arbeit mit The Libertines, Interpol oder The Last Dinner Party – hat diesen rauen Klang nicht gebändigt, sondern ihm Raum gegeben. Genau das lässt das Album so lebendig wirken, als stünde die Band direkt im Zimmer. Brògeal feiern mit ihrem Debüt nicht nur alte schottische Traditionen, sondern zeigen, wie modern Folk sein kann, wenn er mit jugendlichem Übermut und einem klaren Blick auf das Heute erzählt wird. Es ist ein Album, das lacht, das singt, das tanzt – und das zugleich die Schatten der Gegenwart nicht ignoriert, sondern in Musik verwandelt, die Mut macht. Gerade zur Adventszeit, in der man sich oft nach Wärme, Gemeinschaft und echten Geschichten sehnt, wirkt diese Platte fast wie ein musikalischer Kaminabend: ungestüm, herzlich, manchmal rau, aber immer voller Leben. Eine jener Scheiben, die man einmal auflegt und dann das Gefühl hat, Teil dieses „Tuesday Paper Club“ zu sein – ungeplant, aber genau richtig.
UND WAS NUN?