// spieltrieb vol. (3)35 – „kiki und die neue magie“

mit dem Werk „Kiki und die neuue Magie“ von Eiko Kadono. // Eiko Kadono kehrt im zweiten Band von Kikis kleinem Lieferservice mit derselben leisen Magie zurück, die schon den ersten Roman so besonders gemacht hat – nur diesmal wirkt alles ein bisschen reifer, nachdenklicher und zugleich wunderbar winterlich, als würde über der Geschichte ein […]

mit dem Werk „Kiki und die neuue Magie“ von Eiko Kadono.

// Eiko Kadono kehrt im zweiten Band von Kikis kleinem Lieferservice mit derselben leisen Magie zurück, die schon den ersten Roman so besonders gemacht hat – nur diesmal wirkt alles ein bisschen reifer, nachdenklicher und zugleich wunderbar winterlich, als würde über der Geschichte ein feiner Zauberfunken-Schnee liegen. Ein Jahr ist vergangen, seit Kiki ihr neues Leben begonnen hat, und wie das manchmal so ist, wenn man ein kleines Stück älter, mutiger und bekannter geworden ist, wird die Welt gleichzeitig größer und komplizierter. Kiki ist inzwischen zu einer echten Berühmtheit geworden – das Mädchen, das in der Luft Pakete bringt, die Hexe, auf die man sich verlassen kann. Und genau das lastet plötzlich schwer auf ihren Schultern. Die Aufträge werden gefährlicher, die Erwartungen wachsen, und ausgerechnet jetzt scheinen ihr Tombo und Kater Jiji ein wenig zu entgleiten, als hätten sie sich ein Stück entfernt, ohne es zu wollen. Kadono erzählt all das mit einer Wärme, die gerade in der Adventszeit besonders gut tut.

Zwischen den Zeilen liegt dieses Gefühl, das man von winterlichen Nachmittagen kennt: wenn draußen der Wind gegen die Fensterläden drückt, man drinnen aber ein Licht anzündet, weil man sich erinnern möchte, dass Magie oft im Kleinen beginnt. Kiki stolpert durch Zweifel, sie zweifelt an ihrer Kraft, ihrer Aufgabe – und vielleicht sogar ein wenig an sich selbst. Doch gerade dadurch wirkt sie so menschlich und nahbar, dass man sie Kapitel für Kapitel fester ins Herz schließt. Wie bereits im Vorgänger gelingt es Kadono, das klassische Motiv der Selbstfindung in eine Welt einzubetten, die gleichzeitig märchenhaft und vertraut wirkt. Es sind die kleinen Begegnungen, die skurrilen Bewohner der Stadt, die eigensinnigen Briefe und unerwarteten Aufträge, die diesem Buch seinen weihnachtlichen Schein verleihen. All das erinnert daran, dass Magie nicht nur etwas ist, das man besitzt – sie ist etwas, das wächst, wenn man den Mut hat, sich zu verändern. Wenn Kiki schließlich beginnt, sich einer neuen Art von Magie zu öffnen, fühlt es sich an wie die leise Botschaft dieser Jahreszeit: dass manchmal, mitten im Trubel und in allem, was uns überfordert, ein neuer Anfang wartet. Man muss ihn nur sehen wollen. Ein Buch, das perfekt in die Adventswochen passt – warmherzig, mutmachend, schimmernd wie ein Licht im Fenster. Für junge Leserinnen und Leser ist es ein zauberhaftes Abenteuer, für Erwachsene eine Erinnerung daran, wie kostbar es ist, seinen eigenen Weg zu finden und trotzdem offen zu bleiben für das Unerwartete. Ein kleines Wintergeschenk – liebevoll, poetisch und voller Herz.