// aufgelesen vol. 28 – „popeln ist ekelhaft“

mit neuen Büchern von Tom Hodgkinson, Suelette Dreyfus & Julian Assange, Jörg Zittlau, „Cool Camping Cookbook“, Dan Abnett & Peter Anghelides. // Tom Hodgkinson präsentiert uns heute einen „praktischen Leitfaden für das Leben auf dem Lande“. Das Ganze wirkt auf den ersten Eindruck erst einmal ziemlich angestaubt, zieht seine Leserschaft aber schon nach kurzer Zeit […]

mit neuen Büchern von Tom Hodgkinson, Suelette Dreyfus & Julian Assange, Jörg Zittlau, „Cool Camping Cookbook“, Dan Abnett & Peter Anghelides.

hodkinson// Tom Hodgkinson präsentiert uns heute einen „praktischen Leitfaden für das Leben auf dem Lande“. Das Ganze wirkt auf den ersten Eindruck erst einmal ziemlich angestaubt, zieht seine Leserschaft aber schon nach kurzer Zeit in einen regelrechten Sog der Emotionen. Mit seinem aktuellen Buch „Schöne alte Welt“ möchte Hodgkinson die Menschen davon überzeugen, dass der Kapitalismus endgültig ausgedient hat. Also lässt er sich mitsamt seiner Familie auf einem Selbstversorger-Hof im englischen Devon nieder.

Soweit so klischeebeladen könnte man meinen, aber denkste. Was „Schöne neue Welt“ wirklich bemerkenswert macht, ist die Selbstironie, mit welcher der Autor das ganze Unterfangen angeht. Teilweise kommt man überhaupt nicht mehr raus aus dem Schmunzeln, wobei trotzdem nie der Verdacht aufkommt, es wäre dem „Prophet der Faulenzer“ („FAS“) nicht vollkommen ernst mit seinem Vorhaben. Auf charmante Weise entlarvt er den Glauben an den Konsum als Irrweg der Gesellschaft. Unser Glück sollten wir dementsprechend lieber woanders suchen, als in den Kaufhäusern der Innenstadt. „Schöne neue Welt“ fordert zum Müßiggang auf und bietet interessante Einblicke in die Kunst des Holzhackens, Brotbackens und Bierbrauens. Wer da nicht auf den Geschmack kommt, ist selbst schuld. Und allen, denen das Buch gefällt, sei bei der Gelegenheit noch gesagt, dass von dem Autor bereits weitere Bestseller mit so schicken Namen wie „Anleitung zum Müssiggang“, „Die Kunst frei zu sein“ und „Leitfaden für faule Eltern“ erschienen sind. (Bitte beachten: „Schöne alte Welt““ ist bei „Rogner & Bernhard“ erschienen und ausschließlich bei der Buchhandlung „Zweitausendeins“ zu bekommen.)

assange

// „Underground“, der monströse Schmöker von Suelette Dreyfus und Julian Assange, verspricht einem die frühe Geschichte der Hacker-Elite nachvollziehbar darzulegen. Die zeitgenössische Aufmachung des Buches macht neugierig, sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier jemand die Geschichte von sich selbst erzählt. „Underground“ dreht sich nämlich unter anderem um den Hacker Mendax. Mendax wiederum ist Assange selbst. Und dementsprechend wird im Rahmen des Buches auch weitestgehend auf Selbstkritik verzichtet. Dennoch liest sich dieser „Tatsachenroman“ äußerst spannend. Es durchleuchtet die wichtigsten Stationen von Assanges Hacker-Crew und wartet mit zahlreichen Einblicken in den Hacker-Kosmos auf. In rasanter Geschwindigkeit schreiten die Geschehnisse voran und wenn man mal davon absieht, dass zahlreiche Begebenheiten und Ereignisse zugunsten der Geschichte ein wenig konstruiert wirken (was wiederum bei offiziellen Biografien auch oft so ist), haben Suelette Dreyfus und Julian Assange eine wirklich spannende Geschichte aus dem Ärmel geschüttelt. Weil das Original des Buches bereits vor knapp 15 Jahren erschienen ist, wurden außerdem ein Vor- und Nachwort der beiden Autoren angehängt. In diesem Zusammenhang wird ebenfalls auf Selbstkritik verzichtet, was schade ist, weil auf diese Weise sicher eine differenziertere Darstellung der Ereignisse möglich gewesen wäre. Darum aber geht es den Autoren nicht: sie möchten einfach die Geschichte von Assange und seiner Gruppe erzählen. Und die hält einen, abseits jegliches kritischen Hinterfragens, auch über die volle Distanz von knapp 600 Seiten in Atem. Alles in allem: ein empfehlenswertes Werk.

jorg-zittlau// Es ist aber nicht nur Menschen, wie Julian Assange und Suelette Dreyfus zu verdanken, dass der Nerd inzwischen komplett im Mainstream angekommen ist, sondern auch diversen TV-Serien der Marke „The Big Bang Theory“ oder „Freaks & Geeks“. Früher noch als langweiliger Zeitgenosse verschmäht, hat sich das Image der Geeks in den letzte Jahren gravierend geändert. Inzwischen gilt er fast schon als Objekt der Begierde. Und mal ehrlich: irgendwo in jedem von uns schlummert doch auch so ein kleiner Nerd, der endlich mal aus der Dunkelkammer heraus gelassen werden möchte. Es ist demnach auch nur eine Frage der Zeit gewesen, bis sich mal jemand der Geschichte des sympathischen Sonderlings annimmt, welcher mitnichten lediglich stundenlang vor dem Bildschirm sitzt, um sich in virtuellen Sphären zu verlieren. Jörg Zittlaus Buch „Nerds – Wo eine Brille ist, ist auch ein wenig“ beschränkt sich keineswegs auf die Gattung des Durchschnitts-Geeks. Ganz im Gegenteil. Er beschreibt den Nerd als „Erfolgsmodell der Evolution“ und schreibt ihm sogar die Fähigkeit zu, in regelmäßigen Abständen die Welt zu verändern. Der studierte Philosoph und Soziologe nähert sich dem Thema mit einer gehörigen Portion Humor und schüttelt einige spannenden Anekdoten aus dem Ärmel. Er offenbart einem dadurch die nerdigen Aspekte des Lebens und macht auch vor bekannten Künstlern wie Andy Warhol, Beethoven und Frank Zappa nicht halt. Im Rahmen des Buches nimmt er schließlich sogar Bill Gates und Julian Assange genauer unter die Lupe und präsentiert seinen Lesern auf diese Weise einen amüsanten Rundumschlag in Sachen Geeks. Wer mehr wissen möchte, der sollte mal reinlesen. Es lohnt sich.

coolcampingcook// Wer diesen Sommer mal wieder mit Rucksack und Zelt bepackt in Richtung Sonne aufbrechen möchte, der sollte sich das „Cool Camping Cookbook“ in seine Westentasche stecken. 55 Rezepte finden sich in dem hübsch illustrierten Schmöker, die sich allesamt problemlos am Lagerfeuer oder auf dem Grillrost ausprobieren lassen. Alles was ihr braucht ist ein bisschen Muse und Geduld und das abendliche Dinner mausert sich zum Festmahl. Von klassischen Gerichten wie Maiskolben, Stockwürstchen, Folienkartoffeln, Fisch und Hühnchen, gibt’s auch sympathische Schmankerl wie den „Wald-und-Wiesen-Burger“, Fajitas und Pizza Calzone. Und wenn das Festmahl dann zu Ende ist, gibt’s gleich noch ein paar passende Nachspeisen-Tipps dazu. Von klebrigen Zuckerbomben bis zu Riesen-Ingwerplätzchen ist alles dabei. Darüber hinaus spart das Buch nicht an praktischen Tipps, zum Beispiel zu den Themen: Wie baue ich einen Dreifuß oder hebe eine Feuergrube aus? Es lohnt sich also mal reinzuspitzen. (Bitte beachten: Das „Cool Camping Cookbook“ ist im „Tolkemitt“-Verlag erschienen und ausschließlich bei der Buchhandlung „Zweitausendeins“ zu bekommen.)

torchwood1// Eigentlich stehen wir ja nicht sonderlich auf Romane, die auf Fernsehserien basieren. Das wirkt dann immer ein bisschen so, als hätten die Schöpfer das Original abgeschrieben. Der Mehrwert ist dementsprechend gering. Dennoch möchten wir bei dieser Gelegenheit auf den ersten Teil der Roman-Reihe „Torchwood“ hinweisen, der in diesem Zusammenhang eine gelungene Ausnahme darstellt. Nicht nur Groschenroman-Fans dürften sich an der Geschichte um Captain Jack Harkness und dessen Crew erfreuen. Band eins namens „Ein anderes Leben“ wurde von Peter Anghelides getextet und umreißt die Geschichte einer mysteriösen Mörderjagd. Nachdem Torchwood dem Schuldigen auf die Schliche kommt, schmeißt der sich kurzerhand aus dem achten Stockwerk eines Gebäudes. Alle denken, der Fall sei gelöst, doch dann gehen die Morde plötzlich weiter. Im zweiten Band („Wächter der Grenze“ torchwood2von Dan Abnett) dreht sich alles um eine Figur namens „Das Amok“. Es skippt die Menschheit auf Zombiemodus und stürzt die Welt auf diese Weise ins Chaos. Außerdem bahnt sich im Laufe des Romans noch sehr viel größeres Unheil an. Was genau? Das findest du am besten selbst heraus. Blöderweise haben sich in Band Zwei einige Logik-Fehler eingeschlichen, die vor allem hartgesottenen Fans wenig Freude bereiten dürften. Das ist ärgerlich, weil deshalb viele Verhaltensweisen der Protagonisten nicht nachvollziehbar erscheinen. Der erste Band von „Torchwood“ allerdings ist ein kurzweiliges Lesevergnügen, das man sich am Besten in einem Rutsch zu Gemüte führt. Also viel Spaß beim Schmökern. Bis zur nächsten Leserunde.