// aufgelesen vol. (5)53 – „zauberberg 2“

mit dem neuen Buch von Heinz Strunk. // Heinz Strunks „Zauberberg 2“ ist ein literarisches Abenteuer, das zugleich schaurig, schräg und scharf beobachtet daherkommt. Bereits der Titel deutet auf eine respektvolle, aber unverblümt moderne Hommage an Thomas Manns Klassiker hin. Doch Strunk macht schnell klar, dass er nicht bloß eine Kopie liefern will – dieses […]

mit dem neuen Buch von Heinz Strunk.

// Heinz Strunks „Zauberberg 2“ ist ein literarisches Abenteuer, das zugleich schaurig, schräg und scharf beobachtet daherkommt. Bereits der Titel deutet auf eine respektvolle, aber unverblümt moderne Hommage an Thomas Manns Klassiker hin. Doch Strunk macht schnell klar, dass er nicht bloß eine Kopie liefern will – dieses Buch hat seinen eigenen Puls, seinen eigenen Wahnsinn. Wir begleiten Jonas Heidbrink, einen Überflieger, dessen Leben eigentlich perfekt sein sollte – bis es das nicht mehr ist. Schon die Prämisse lässt aufhorchen: Ein junger Mann, der in ein abseitiges Sanatorium flieht, um der Leere seines Lebens zu entkommen. Und was dort passiert, ist ebenso bedrückend wie urkomisch. Strunk schildert mit seiner unverwechselbaren Mischung aus Sarkasmus und Tiefgang den Alltag in der Klinik – die grotesken Rituale, die schillernden, aber tragischen Figuren und die subtil zerfallende Welt des Sanatoriums.

Besonders die Begegnungen mit den anderen Patienten und dem Personal pendeln zwischen entwaffnender Menschlichkeit und bizarrer Absurdität. Strunks Stil ist pointiert, mitunter gnadenlos ehrlich, aber niemals ohne Wärme. Man spürt, dass der Autor sich selbst in die Welt seines Protagonisten gewagt hat, um authentisch und detailgenau von diesem Mikrokosmos der Verlorenen zu erzählen. Die wirtschaftlichen Probleme der Klinik und die Gerüchte um Convenience Food in der Küche bringen unerwartete Komik, die einen laut auflachen lässt – nur um im nächsten Moment ins Nachdenken zu geraten. Das Buch lebt von seiner Balance zwischen Todtraurigkeit und schrägem Humor. Strunks Prosa ist durchdrungen von einer Melancholie, die sich wie Nebel über die Geschichte legt, während seine Beobachtungen das Ganze immer wieder mit bissigem Witz auflockern. Besonders der „rätselhafte Unglücksfall“, der irgendwann die heile Isolation erschüttert, sorgt für Gänsehaut und setzt ein spannendes Fragezeichen hinter die scheinbare Abgeschlossenheit des Romans. Für Fans von Heinz Strunk ist „Zauberberg 2“ ein Muss, für Neueinsteiger ein waghalsiger, aber lohnenswerter Einstieg in seine Welt. Die Verbindung zu Thomas Mann ist greifbar, aber Strunks Stimme bleibt durchweg eigenständig. Ein Roman, der den Leser amüsiert, verstört und berührt zurücklässt – wie ein Aufenthalt in einem Sanatorium, aus dem man nie ganz entkommen kann.