mit den Bänden 3 und 4 der bunten Ausgabe von „Scott Pilgrim“.

// Das Scott Pilgrim-Universum ist eine einzigartige Mischung aus Coming-of-Age-Geschichte, Indie-Comic-Kult, Popkultur-Referenzen und einem spielerischen Umgang mit Videospiel-Ästhetik. Schon beim ersten Blick auf die detailverliebten, farbigen Bände fällt auf, dass hier kein gewöhnlicher Comic vorliegt, sondern ein kunterbuntes Universum, das mit seiner Leichtigkeit und gleichzeitigen Tiefe generationsübergreifend begeistert. Bryan Lee O’Malley hat mit dieser Reihe einen modernen Klassiker geschaffen, der auf fast magische Weise alltägliche Probleme – Liebe, Job, Freundschaft, Selbstfindung – mit surrealem Over-the-Top-Actionspaß verbindet. Band 3 ist eine besonders dramatische Etappe in der Geschichte. Scott, der zu Beginn eher als sorgloser Faulpelz und Träumer erscheint, steht hier an einem Wendepunkt. Der Kampf gegen die „Evil Exes“ von Ramona Flowers ist längst nicht mehr nur eine spaßige Nebensache, sondern eine echte Herausforderung, die Scott zwingt, Verantwortung für sein Leben zu übernehmen.
Die Auseinandersetzungen sind kreativ inszeniert, mit verrückten, videogame-inspirierten Kampfszenen, die gleichzeitig nostalgisch und originell wirken. Gleichzeitig schlägt der Comic die Brücke zu emotionaleren Themen: Eifersucht, das Scheitern an eigenen Erwartungen und die Komplexität zwischenmenschlicher Beziehungen. Dieses Volumen vermittelt so ein Gefühl, das man von einem guten Indie-Film kennt – man lacht, fühlt mit und möchte zugleich den Protagonisten drücken. Der anschließende 4te Band setzt diese Entwicklung fort und bringt Scott mehr und mehr in die Realität – oder zumindest eine Form von ihr. Es ist herrlich zu sehen, wie Scott sich bemüht, ein „normales“ Leben zu führen, mit einem Job und mehr Ernsthaftigkeit, obwohl das Chaos um ihn herum nie aufhört. Die wiederkehrenden Kämpfe mit Ramonas Ex-Freunden bringen einen wunderbar absurden Humor ins Spiel, der nie ins Alberne abrutscht. Auch der Umgang mit Scotts Ex-Freundin Envy Adams und den Spannungen im Freundeskreis zeigt, wie vielschichtig O’Malley seine Figuren gestaltet hat. In diesem Band merkt man, wie das Universum rund um Scott Pilgrim nicht nur eine Serie von Kampfszenen ist, sondern eine tiefgründige Reflexion über das Erwachsenwerden und Selbstakzeptanz. Was das Scott Pilgrim-Universum besonders macht, ist die Verknüpfung von Popkultur mit realen Lebensfragen.

Die Serie nimmt Elemente aus Videospielen (z. B. Lebensenergie, Levels, Special Moves), aus der Musikszene (Scott ist selbst Musiker) und aus der Nerd-Kultur und verbindet sie mit den ganz „normalen“ Problemen junger Erwachsener. Dabei sind die Figuren niemals platt – sie sind voller Widersprüche, Schwächen und Herzenswärme. O’Malley versteht es meisterhaft, diese Welt bunt und lebendig zu zeichnen, ohne den Boden unter den Füßen zu verlieren. Die farbenfrohe, comicartige Gestaltung der Bände unterstützt diese Atmosphäre perfekt und hebt Scott Pilgrim optisch von klassischen Manga oder Graphic Novels ab. Das macht den Lesegenuss zum echten Erlebnis. Zudem hat Scott Pilgrim durch den erfolgreichen Film von Edgar Wright und diverse Merchandising-Artikel eine treue Fangemeinde, die die Serie auch jenseits der Comics lebendig hält. Für Fans von Coming-of-Age-Geschichten mit viel Humor, sympathischen Antihelden und einem Schuss Nostalgie ist Scott Pilgrim ein absolutes Muss. Wer die verspielte Verknüpfung von Alltag, Videospielen, Musik und dem Kampf gegen „böse Ex-Freunde“ liebt, wird hier mit jeder Seite aufs Neue belohnt. Die Bände 3 und 4 dieser neuen, bunten Ausgabe sind perfekte Beispiele dafür, wie man eine Serie nicht nur durch Action, sondern auch durch emotionale Tiefe und Charakterentwicklung spannend hält.
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