mit dem Werk „Dass es uns übehaupt gegeben hat“ von Marco Wanda.

// Es gibt Bücher, die fühlen sich beim Lesen so an, als würde man in ein vertrautes Gespräch hineingeraten – halb Beichte, halb Bekenntnis, halb Rausch. Marco Wanda hat mit Dass es uns überhaupt gegeben hat genau so ein Buch geschrieben. Es ist sein literarisches Debüt, aber man merkt sofort: Hier schreibt keiner, der sich in Sprache erst vorsichtig vortastet. Hier schreibt einer, der lebt, der erlebt hat, der mit jedem Satz etwas von sich preisgibt – und gerade deshalb berührt. Wer die Band Wanda kennt, weiß, dass ihre Songs immer ein Spiel mit Exzess und Melancholie, mit Euphorie und Tod sind. Dieses Spannungsfeld durchzieht auch Marcos Buch. Es ist ein literarisches Selbstporträt, aber keines, das auf Hochglanz poliert wurde. Vielmehr wirkt es wie ein Blick hinter die Kulissen, roh, ehrlich und gleichzeitig poetisch. Die Sätze haben etwas Musikalisches – sie scheinen im Rhythmus zu atmen, in den Pausen so viel zu sagen wie in den Worten selbst. Besonders beeindruckt hat mich, dass Marco Wanda nicht nur den Höhenflug beschreibt – den Aufstieg einer Band, die „zum lebenden Kult“ wurde, die Hallen füllte, eine ganze Generation prägte –, sondern auch die Abgründe. Er spricht von Verlust, von Tod, vom Preis, den Erfolg fordert.
Und doch ist das Buch keine Klage. Es ist eher eine Feier des Lebens in all seiner Widersprüchlichkeit: „Das Leben ist ein Urlaub vom Totsein“ – ein Satz, der mich beim Lesen mehrfach gestreift hat wie ein Kälteschauer, weil er so einfach klingt und gleichzeitig so viel in sich trägt. Besonders stark sind die Passagen, in denen er Wien beschreibt – nicht als touristische Kulisse, sondern als lebendigen Organismus aus Bars, Hinterhöfen, Freundschaften, Abschieden. Es ist die Stadt, die seine Band und seine Generation hervorgebracht hat, und im Buch wird sie fast selbst zur Hauptfigur. Dass es uns überhaupt gegeben hat ist kein Musikerbuch im klassischen Sinn, kein „Best of“ in Prosa. Es ist viel mehr: eine Meditation über Freundschaft, Verlust und die Flüchtigkeit von Momenten, die sich erst im Rückblick als prägend herausstellen. Ich habe beim Lesen oft das Gefühl gehabt, dass hier einer versucht, das Unmögliche festzuhalten: dieses kurze Aufflackern, das man Leben nennt. Marco Wanda hat ein großes, ernsthaftes und gleichzeitig leichtfüßiges Buch geschrieben. Es ist voller Melancholie und gleichzeitig voller Lebenslust, getragen von einer Sprache, die so unmittelbar ist wie seine Musik. Dass es uns überhaupt gegeben hat ist kein Buch, das man nüchtern weglegt. Es ist eines, das hängen bleibt, weil es daran erinnert, dass wir alle irgendwann nur noch eine Erinnerung sind – und dass es gerade deshalb so wichtig ist, dass es uns überhaupt gegeben hat.
UND WAS NUN?