mit dem neuen Werk „Die toten Katzen Assassinen“ von P. Djèlí Clark.

// Der neue Roman von P. Djèlí Clark eröffnet eine Welt, die zugleich fantastisch, düster und faszinierend fremdartig wirkt – eine Stadt, in der Götter und Assassinen zum Alltag gehören und in der selbst der Tod keine endgültige Grenze darstellt. Clark, der für seine Werke bereits mit dem Nebula Award und dem Alex Award ausgezeichnet wurde, beweist hier erneut, warum er zu den spannendsten Stimmen der modernen Fantasy zählt. Statt sich mit gängigen Themen zu begnügen, schafft er eine Erzählung, die gleichermaßen packend wie originell ist. Im Zentrum steht Eveen, genannt die Ausweiderin – eine Assassinin, die längst tot ist und doch weiterlebt, durch die Macht ihrer Gilde wieder zum Dasein erweckt. Sie ist professionell, gewissenhaft und vor allem an klare Regeln gebunden: kein Mord ohne Vertrag, keine Aufträge, die nicht von den Oberen abgesegnet sind, keine Abweichungen vom Pfad.
Diese Kühle und Strenge prägen nicht nur Eveens Charakter, sondern auch die Atmosphäre des Romans: Es geht um Loyalität und Gehorsam, um Macht und Unterordnung, aber auch um die Frage, was Identität eigentlich bedeutet, wenn man seiner Vergangenheit und Erinnerungen beraubt wurde. Clark lässt diese strenge Ordnung jedoch ins Wanken geraten, als Eveen inmitten der chaotischen Feierlichkeiten zum Fest des Räderwerkkönigs auf einen Auftrag stößt, der sie nicht nur an ihre Grenzen bringt, sondern sie mit einem Schwur und einer Vergangenheit konfrontiert, die eigentlich ausgelöscht sein sollten. In diesem Moment verschmilzt die brillante Idee von untoten Assassinen mit einer sehr menschlichen Geschichte: die Suche nach Zugehörigkeit, nach Sinn, nach dem eigenen Platz in einer Welt, die einen nicht frei sein lässt. Gerade in den Details zeigt sich Clarks erzählerische Stärke. Die „toten Katzen-Assassinen“, die weder Katzen sind noch Katzen töten, tragen schon im Namen diese leicht groteske, fast schon ironische Note, die den Roman trotz seiner düsteren Themen durchzieht. Gleichzeitig entfaltet er eine Kulisse, die man nicht so schnell vergisst: eine Stadt voller mechanischer Wunder, göttlicher Eingriffe und schattenhafter Intrigen. Übersetzer Bernd Sambale gelingt es, diese Mischung aus Schärfe, Witz und poetischer Tiefe ins Deutsche zu übertragen, sodass die Energie und Eigenart von Clarks Sprache spürbar bleibt. Am Ende ist dies kein einfacher Fantasy-Roman, sondern ein Werk, das Genregrenzen sprengt: Teil Spionagethriller, Teil Mystery, Teil düstere Mythologie. Eveens Geschichte ist spannend, manchmal brutal, oft nachdenklich, und sie zeigt, dass selbst im Tod noch Fragen offenbleiben können – vor allem die nach sich selbst.
UND WAS NUN?