mit dem Werk „Bibliomania“ von Orval & Macchiro.

// „Bibliomania“ in der Master Edition ist ein Manga, der sofort durch seine intensive, beinahe körperlich spürbare Atmosphäre fesselt. Orval erschafft eine Welt, in der Bücher und Geschichten nicht nur lebendig, sondern gefährlich sind – in der Fantasie und Horror so dicht verwoben sind, dass man beim Lesen das Gefühl hat, selbst durch die Räume des Anwesens zu wandern. Die Protagonistin Alice erwacht in Zimmer 431 eines mysteriösen Hauses, das ihr zunächst wie ein Paradies erscheint, in dem jeder Wunsch erfüllt wird. Doch hinter der glänzenden Fassade lauert das Grauen: Je weiter sie sich von ihrem eigenen Zimmer entfernt, desto stärker verwandelt sich ihr Körper, droht zu verfallen und dem Tod entgegenzugehen. Orval versteht es meisterhaft, eine beklemmende Spannung zu erzeugen, die zugleich faszinierend und verstörend ist.
Die grotesken Metamorphosen, die Alice durchlebt, wirken dabei nie nur als Schockelement, sondern sind ein Spiegel für die Gefährlichkeit von Verlockungen, von Neugier und von zu viel Vertrauen in fremde Räume. Die Illustrationen von Macchiro unterstreichen diese düstere Poesie perfekt: Detailreich, surreal und gleichzeitig greifbar, ziehen sie den Leser in eine Welt, die sich zwischen Horror, Albtraum und traumhafter Schönheit bewegt. Was „Bibliomania“ besonders macht, ist die Mischung aus philosophischer Tiefe und Horror-Elementen. Alice’ Reise durch die Zimmer der anderen Bewohner wird zu einem existenziellen Abenteuer, das nicht nur ihr eigenes Leben betrifft, sondern Fragen nach Freiheit, Selbstbestimmung und der Macht von Geschichten aufwirft. Die Übersetzung von Rahel Niedermann transportiert die oft feine, schaurige Sprache ins Deutsche, ohne die Intensität der Originaltexte zu verlieren. Die Master Edition im Hardcover vermittelt dabei das Gefühl, ein wertvolles Buch in Händen zu halten, das nicht nur gelesen, sondern erlebt werden will. „Bibliomania“ ist kein einfacher Horror-Manga – es ist ein künstlerisches Statement über Literatur, Identität und die Gefahr, sich in Welten zu verlieren, die zu schön, zu verlockend und zu tödlich zugleich sind. Wer sich darauf einlässt, erlebt ein Leseabenteuer, das noch lange nachklingt. Und wird am Ende dann vollends in ungläubiges Staunen versetzt.
UND WAS NUN?