// werktag vol. (1)79 – „richtig anders richtig“

mit dem Werk „Richtig Anders Richtig“ von Kathrin Köller & Irmela Schautz. // Mit Richtig anders – anders richtig. Selbstbewusst neurodivergent haben Kathrin Köller und Irmela Schautz ein Buch geschaffen, das mich vom ersten Moment an gepackt hat. Was sofort auffällt: Es liest sich nicht wie ein klassisches Sachbuch, sondern wie eine Einladung, die eigene […]

mit dem Werk „Richtig Anders Richtig“ von Kathrin Köller & Irmela Schautz.

// Mit Richtig anders – anders richtig. Selbstbewusst neurodivergent haben Kathrin Köller und Irmela Schautz ein Buch geschaffen, das mich vom ersten Moment an gepackt hat. Was sofort auffällt: Es liest sich nicht wie ein klassisches Sachbuch, sondern wie eine Einladung, die eigene Wahrnehmung von „Normalität“ zu hinterfragen und zu erweitern. Schon auf den ersten Seiten wird deutlich, wie groß der gesellschaftliche Druck ist, von klein auf zu „funktionieren“. Anpassung, Belastbarkeit, Unauffälligkeit – wer davon abweicht, bekommt schnell das Gefühl, falsch zu sein. Dieses Buch stellt diese Perspektive radikal auf den Kopf: Neurodiverse Gehirne ticken anders, aber sie ticken richtig, und genau das wird eindrucksvoll vermittelt. Besonders stark wirkt die Art, wie Kathrin Köller und Irmela Schautz über ADHS, Autismus, Dyskalkulie, Lese-Rechtschreib-Schwächen und Mental Health schreiben. Statt in Klischees zu verfallen, zeigen sie die Vielfalt neurodivergenter Wahrnehmung als Stärke und Ressource. Die Texte sind klar und verständlich, gleichzeitig unterhaltsam, lebendig und mit einer persönlichen Stimme versehen, die das Lesen zu einem einfühlsamen Erlebnis macht.

Irmela Schautz, die seit Jahren als Illustratorin arbeitet und an der Berliner Akademie für Illustration und Design lehrt, ergänzt das Buch mit Illustrationen, die bunt, verspielt und mutig sind – visuelle Statements, die die Botschaft der Autorinnen noch kraftvoller machen. Die Illustrationen schaffen einen Raum, in dem Vielfalt selbstverständlich und sichtbar ist, ohne pädagogisch oder belehrend zu wirken. Mich hat vor allem berührt, wie viel Empowerment in diesem Buch steckt. Es geht nicht nur um Aufklärung, sondern um echte Ermächtigung: Es zeigt, dass das Problem nicht neurodiverse Gehirne sind, sondern gesellschaftliche Strukturen, die Unterschiede oft nicht ausreichend berücksichtigen. Kathrin Köller, die mit ihrem ersten Sachbuch Queergestreift bereits den Deutschen Jugendliteraturpreis gewonnen hat, bringt hier ihre Erfahrung im sensiblen Umgang mit Diversität ein. Das Buch kann für Jugendliche, die sich selbst gerade erst entdecken oder das Gefühl haben, „nicht richtig zu sein“, zu einem wichtigen Begleiter werden. Gleichzeitig eröffnet es Erwachsenen – Eltern, Lehrerinnen und Lehrern, Fachkräften – die Chance, Perspektiven zu wechseln und neurodiverse Stärken als Bereicherung zu erkennen. Darüber hinaus vermittelt Richtig anders – anders richtig auf eine sehr konkrete Art: Es zeigt, dass Unterschiede nicht versteckt oder „angepasst“ werden müssen, sondern gefeiert, verstanden und integriert werden können. Die Kombination aus fachlicher Substanz, persönlicher Ansprache und kreativer Illustration macht das Buch einzigartig. Es ist mutig, stylish, direkt und dennoch tiefgründig – genau das, was wir in einer Zeit brauchen, in der Diversität noch zu oft als Herausforderung statt als Bereicherung betrachtet wird. Für mich ist es daher weit mehr als ein Sachbuch; es ist ein Plädoyer für eine Gesellschaft, die neurodiverse Menschen nicht nur akzeptiert, sondern aktiv unterstützt und ihnen den Raum gibt, ihr Potenzial zu entfalten.