// aufgelesen vol. (6)34 – „katzentage“

mit dem Werk „Katzentage“ von Ewald Arenz. // Schon beim Aufschlagen von Katzentage spürt man, wie sehr Ewald Arenz es versteht, kleine Momente zum Leuchten zu bringen. Gebunden mit Schutzumschlag, farbigem Vorsatzpapier und einem Lesebändchen, fühlt sich dieses Buch schon in der Hand wie eine Einladung an, sich Zeit zu nehmen – so, wie auch […]

mit dem Werk „Katzentage“ von Ewald Arenz.

// Schon beim Aufschlagen von Katzentage spürt man, wie sehr Ewald Arenz es versteht, kleine Momente zum Leuchten zu bringen. Gebunden mit Schutzumschlag, farbigem Vorsatzpapier und einem Lesebändchen, fühlt sich dieses Buch schon in der Hand wie eine Einladung an, sich Zeit zu nehmen – so, wie auch die Geschichte selbst vom Innehalten erzählt. Paula, Ärztin, und Peter, Jurist in der Klinikverwaltung, kennen sich seit Jahren. Immer war da ein kaum greifbares Interesse, ein stilles Knistern, das nie ausgesprochen wurde. Erst nach einem mehrtägigen Seminar verbringen sie eine Nacht miteinander – ein Augenblick, der alles verändert und doch noch nichts festlegt. Auf der Rückfahrt nach Hause zwingt sie ein Bahnstreik zu einem ungeplanten Halt in Würzburg. Plötzlich sind da Tage, die niemand geplant hat. Zeit, die sich wie ein Geschenk anfühlt und gleichzeitig Fragen aufwirft, die man sonst leicht verdrängt.

Arenz fängt dieses Zwischenreich meisterhaft ein: die leisen Spannungen, wenn man neben einem Menschen sitzt, den man schon so lange kennt und doch erst jetzt wirklich sieht. Peter möchte wissen, wohin diese Nähe führt, sucht nach einer Antwort, nach einem Versprechen. Paula dagegen will den Augenblick auskosten, frei von der Last einer sofortigen Entscheidung. Diese Gegensätze tragen die Erzählung – man spürt das zarte Ringen zwischen dem Wunsch nach Sicherheit und dem Zauber des Ungewissen. Eine streunende Katze gesellt sich zu ihnen und wird zur stillen Beobachterin und zugleich zum Sinnbild: Sie lebt vollkommen im Moment, sucht keine Pläne, keine Definitionen – und zeigt den beiden Menschen, wie schwer es ist, sich dieser Freiheit hinzugeben. Gerade in diesen scheinbar kleinen Szenen entfaltet sich die ganze Stärke von Arenz’ Sprache. Sie ist unaufgeregt, klar und dennoch von einer poetischen Leichtigkeit, die lange nachhallt. Er braucht keine großen Gesten, um Nähe spürbar zu machen – ein kurzer Blick, ein unsicheres Lächeln, das lange Schweigen zwischen zwei Sätzen sagen hier mehr als jede Erklärung. Was Katzentage so berührend macht, ist auch das Persönliche, das man als Leser:in unweigerlich hineinliest: Wer kennt sie nicht, diese Momente zwischen Aufbruch und Ankunft, zwischen „Was wird?“ und „Vielleicht bleibt alles offen“? Man erinnert sich an eigene Stunden, in denen die Welt für einen Augenblick stillstand und man spürte, dass gerade in der Unsicherheit etwas Kostbares liegt. Mit Katzentage gelingt Ewald Arenz eine zarte, illustrierte Erzählung über die Kunst, den Moment zu leben – und darüber, wie Nähe oft dann entsteht, wenn man aufhört, sie erzwingen zu wollen. Ein Buch, das nicht laut ist, sondern nachklingt wie ein leiser, warmer Akkord, der noch lange im Kopf und im Herzen bleibt.