// aufgelesen vol. (4)43 – „konfett blues“

mit dem Werk „Konfetti Blues“ von Lutz van der Horst. // „Konfetti-Blues“ wirkt schon auf den ersten Seiten wie ein Roman, der genau weiß, wie sich moderne Verlorenheit anfühlt – dieses Gefühl, irgendwo zwischen großen Träumen, kleinen Chancen und dem ganz normalen Chaos des Erwachsenwerdens festzustecken. Dass dieser Ton so ehrlich und treffsicher gelingt, überrascht […]

mit dem Werk „Konfetti Blues“ von Lutz van der Horst.

// „Konfetti-Blues“ wirkt schon auf den ersten Seiten wie ein Roman, der genau weiß, wie sich moderne Verlorenheit anfühlt – dieses Gefühl, irgendwo zwischen großen Träumen, kleinen Chancen und dem ganz normalen Chaos des Erwachsenwerdens festzustecken. Dass dieser Ton so ehrlich und treffsicher gelingt, überrascht nicht, denn hinter dem Buch steckt Lutz van der Horst, den viele als charmant-trockenen TV-Komiker kennen, der selbst die absurdesten Situationen mit einem entwaffnenden Lächeln kommentiert. In seinem ersten Roman aber zeigt er, dass hinter dieser Art Humor auch viel Beobachtungsgabe, Wärme und ein ziemlich feines Gespür für Emotionen steckt. Im Zentrum steht Max, ein Comedyautor Ende zwanzig, der sich eigentlich gerade selbst als Shootingstar sieht. Er hat eine eigene Show bekommen – allerdings nur für drei Ausgaben, bevor er aus der Fernsehzeitschrift erfährt, dass alles schon wieder vorbei ist. Diese Mischung aus peinlicher Ironie und echter Enttäuschung zieht sich wie ein roter Faden durch sein Leben. Als Leser*in hat man ständig das Gefühl, gleichzeitig über ihn lachen und ihn in den Arm nehmen zu wollen. Dieser Balanceakt gelingt van der Horst erstaunlich gut: Die Witze sitzen, aber nie auf Kosten der Figuren; der Kummer ist spürbar, aber nie zäh.

Herzstück der Geschichte ist Max’ Sehnsucht nach Liebe, die sich immer wieder neu verknotet: Der Typ aus dem Club, der kurzzeitig wie die nächste große Romanze wirkt, verschwindet so schnell wie er gekommen ist. Die Exfreundin spukt noch in Kopf und Herz herum, und Max selbst weiß eigentlich gar nicht, was er wirklich möchte – außer, dass es endlich mal funktionieren soll. Seine Selbstzweifel, das ständige Stolpern in Fettnäpfchen, die kleinen wie großen Enttäuschungen: All das wirkt herrlich menschlich und erinnert an diese typischen Nick-Hornby-Momente, in denen Figuren mit bester Absicht durchs Leben taumeln und dabei über sich hinauswachsen, ohne es zu merken. Was diesen Roman besonders macht, ist nicht nur der Humor, sondern die stillere Ebene dahinter. Max sucht nicht nur eine große Liebe, sondern auch nach sich selbst – nach dem Gefühl, irgendwo richtig zu sein. Und während er versucht, im Leben wie auf der Bühne endlich einen Applaus zu bekommen, merkt man als Leser*in, dass seine Reise viel universeller ist, als sie zuerst scheint. Man erkennt eigene Unsicherheiten wieder, eigenes Chaos, und vielleicht gerade deshalb fiebert man so sehr mit ihm mit. „Konfetti-Blues“ ist ein Liebesroman, der mit Witz beginnt, aber mit Herz bleibt. Ein Buch, das Leichtigkeit mit echtem Gefühl verbindet, ohne kitschig zu werden. Und eines, das zeigt, dass van der Horst nicht nur Pointen schreiben kann, sondern Geschichten, die noch lange nachklingen – ein überraschend warmes Debüt voller Humor, Melancholie und ehrlicher Menschlichkeit.