mit der neuen Vinyl-LP von Mt. Joy.

// Als ich Mt. Joys neues Album Hope We Have Fun in den Händen hielt, war der erste Eindruck irgendwie genau richtig: kein überladenes Cover, kein unnötiger Schnickschnack – einfach ein schlichter Schuber mit bedruckten Innenhüllen, der genau das verspricht, was man bekommt: Ehrlichkeit, Wärme und eine ungekünstelte, fast intime Platte. Das braune Vinyl ist dabei mehr als nur ein Gimmick – es wirkt geerdet, unaufgeregt, fast schon nostalgisch, als würde es die Geschichten auf der Platte visuell vorwegnehmen. Und spätestens, wenn die Nadel das erste Mal aufsetzt, ist klar: Diese Platte wird einen so schnell nicht mehr loslassen. Hope We Have Fun ist Mt. Joys bislang tiefstes, reflektiertestes Album – ohne dabei seine melodische Leichtigkeit zu verlieren. Es ist ein Werk voller Kontraste: es klingt groß, aber nicht überproduziert, verletzlich, aber nie schwermütig, oft euphorisch, aber immer mit einem kleinen Riss irgendwo im Klangbild, durch den das Leben selbst hindurchschimmert.
Der Opener baut sich ganz behutsam auf, und plötzlich ist man mittendrin – im Leben auf der Straße, im Tourbus, in Motelzimmern, zwischen Nächten voller Zweifel und Momenten des reinen Glücks. Die Musik fühlt sich nicht wie eine Pose an, sondern wie ein echtes Gespräch – ehrlich, offen, voller Sehnsucht. Einer der Höhepunkte ist „Highway Queen“, ein Song, der so hymnisch daherkommt, dass man sich fast automatisch mitgenommen fühlt – sei es auf einer Landstraße in Kalifornien oder einfach mit geschlossenen Augen im Wohnzimmer. Und dann diese Stimme: rau an den richtigen Stellen, zerbrechlich in anderen, immer voller Gefühl, aber nie pathetisch. Direkt danach kommt mit „In The Middle“ ein Track, der einen völlig anderen Ton anschlägt – introspektiv, fast brüchig. Es fühlt sich an, als würde die Band hier zum ersten Mal wirklich alle Schutzschichten ablegen. Und genau das macht diesen Moment so besonders. Was mich wirklich beeindruckt hat, ist der Klang dieser Pressung. Die Coyote Brown Edition klingt warm und satt, mit genau der richtigen Portion analogem „Dreck“, der das Ganze lebendig macht. Die tiefen Frequenzen sind voll da, ohne zu wummern, die Höhen klar, aber nicht steril. Man merkt, dass hier jemand Wert auf Qualität gelegt hat – das Vinyl rauscht nicht, knackt kaum, und trotzdem hat man nie das Gefühl, ein klinisch sauberes Produkt vor sich zu haben. Sondern eine lebendige Aufnahme, die Raum zum Atmen lässt. Es ist ein Album für Menschen, die sich nicht scheuen, innezuhalten. Für solche, die verstehen, dass es im Leben nicht nur um das Ziel geht, sondern um die Umwege, das Verlorensein zwischendurch und die kurzen, leuchtenden Momente, in denen alles Sinn ergibt. Hope We Have Fun sagt: Ja, es ist alles manchmal viel – aber wir haben trotzdem Spaß. Und wir haben einander. Ich habe die Platte in den letzten Tagen mehrfach aufgelegt, oft ohne dabei etwas anderes zu tun, als einfach nur zuzuhören. Und jedes Mal hat sie mir etwas Neues erzählt. Wenn du ein Album suchst, das dich in einem Moment ganz bei dir ankommen lässt – dann ist diese Scheibe genau das Richtige. Schlicht, ehrlich, wunderschön. Ein Soundtrack für den Weg, nicht das Ziel.
UND WAS NUN?