// szenenwechsel vol. (2)39 – „a few moments of cheers“

mit dem Werk „A Few Moments Of Cheers“. // Als ich A Few Moments of Cheers gesehen habe, war ich überrascht, wie intensiv dieser vergleichsweise kurze Animefilm wirkt. Mit gerade einmal 68 Minuten Laufzeit erzählt er eine Geschichte, die gleichermaßen leichtfüßig und tief emotional ist. Im Mittelpunkt steht Kanata, ein Oberschüler, der mit Begeisterung Musikvideos […]

mit dem Werk „A Few Moments Of Cheers“.

// Als ich A Few Moments of Cheers gesehen habe, war ich überrascht, wie intensiv dieser vergleichsweise kurze Animefilm wirkt. Mit gerade einmal 68 Minuten Laufzeit erzählt er eine Geschichte, die gleichermaßen leichtfüßig und tief emotional ist. Im Mittelpunkt steht Kanata, ein Oberschüler, der mit Begeisterung Musikvideos dreht, jedoch noch nach seiner künstlerischen Stimme sucht. Als er zufällig die Sängerin Yu Orie auf der Straße singen hört, erfasst ihn ein Moment purer Inspiration. Doch das, was zunächst wie der Beginn einer typischen Coming-of-Age-Geschichte wirkt, nimmt eine überraschende Wendung: Am nächsten Tag steht Yu plötzlich als seine neue Lehrerin vor ihm – eine Künstlerin, die ihre Karriere gerade erst aufgegeben hat. Diese Ausgangssituation schafft sofort eine besondere Spannung. Auf der einen Seite Kanata, jung, voller Tatendrang, hungrig nach Ausdrucksmöglichkeiten.

Auf der anderen Seite Yu, die die Welt der Musik bereits verlassen hat, vielleicht aus Enttäuschung, vielleicht aus Erschöpfung. Zwischen den beiden entwickelt sich kein klassisches Schüler-Lehrer-Verhältnis, sondern eine fragile Verbindung über die Musik – ein stilles, aber intensives Band, das von gegenseitiger Inspiration lebt. Für mich war das einer der stärksten Aspekte des Films: Er zeigt, wie sehr Kunst und Musik Menschen verbinden können, selbst wenn sie an völlig unterschiedlichen Punkten im Leben stehen. Visuell ist A Few Moments of Cheers wunderschön umgesetzt. Die nächtlichen Szenen, in denen Yu singt, haben eine fast poetische Bildsprache – neonleuchtende Straßen, kleine Details im Hintergrund, die urbane Stimmung Tokios, die gleichzeitig anonym und voller Möglichkeiten wirkt. Diese Atmosphäre verstärkt den Zauber des Moments, in dem Kanata Yu zum ersten Mal erlebt. Die Animation ist flüssig, detailverliebt und unterstützt die Emotionalität der Geschichte perfekt, ohne auf Effekthascherei zu setzen. Musik spielt hier natürlich eine Schlüsselrolle. Die Songs, die Yu singt, sind nicht nur Soundtrack, sondern dramaturgischer Kern des Films. Sie transportieren ihre Gefühle, ihr inneres Ringen, ihre Sehnsucht – und sie sind es, die Kanata so stark berühren, dass er überhaupt erst den Drang verspürt, etwas Eigenes zu schaffen. Besonders gelungen finde ich, dass die DVD-Ausgabe zusätzlich Musicvideos und ein Voice Drama enthält, die die Welt des Films noch erweitern. So bleibt man auch nach dem Schauen in der Stimmung dieses kleinen, intensiven Universums. Was mich persönlich an A Few Moments of Cheers fasziniert hat, ist die Art, wie er das Thema Scheitern behandelt. Yu hat ihre Karriere aufgegeben – ein Schritt, der in vielen Geschichten als endgültiges Ende dargestellt würde. Doch hier wird gezeigt, dass gerade in der Begegnung mit anderen Menschen neue Wege entstehen können. Kanata erinnert Yu an ihre eigene Leidenschaft, und sie wiederum wird für ihn zu einer Projektionsfläche seiner Sehnsucht, etwas Bedeutendes zu erschaffen. Es ist kein Märchen mit klarer Auflösung, sondern eine stille Reflexion über das, was Kunst und Kreativität im Leben bedeuten können. Für Anime-Fans, die Filme wie Your Name oder Sing a Bit of Harmony mochten, ist A Few Moments of Cheers sicher interessant, auch wenn er intimer und leiser erzählt ist. Er ist kein bombastisches Fantasy-Drama, sondern ein ruhiges, menschliches Stück über Musik, Begegnungen und Inspiration. Und genau das macht ihn so besonders: Er bleibt auch nach dem Abspann im Kopf, wie ein Song, der sich langsam, aber unaufhaltsam im Herzen festsetzt.