mit dem für den Deutschen Buchpreis nominierten Werk „Das Schwarz an den Händen meines Vaters“ von Lena Schätte.

// Lena Schätte gelingt mit Das Schwarz an den Händen meines Vaters ein Roman, der zugleich schonungslos ehrlich und zutiefst bewegend ist. Von der ersten Seite an zieht die Ich-Erzählerin Motte den Leser in ihre Welt hinein – eine Welt, die geprägt ist von widersprüchlicher Liebe, familiären Belastungen und der Allgegenwart des Alkohols. Schätte schildert die Beziehung zu ihrem Vater so vielschichtig, dass man beide „Seiten“ des Mannes vor Augen hat: den spielerischen, charmanten Vater, der immer eine Antwort parat hat, und den verletzlichen, oft überforderten Mann, der zwischen Arbeit, Alkohol und Krankheit gefangen ist. Die Darstellung von Mottes eigener Kämpfe macht die Geschichte noch intensiver. Schon als Kind hat sie Wege gefunden, Trost im Alkohol zu suchen, und auch als junge Erwachsene ist sie gefangen zwischen Selbstaufgabe, Abhängigkeit und dem Versuch, im Alltag zu bestehen.
Ihr Umfeld – Freund, Bruder, Mutter – gibt der Geschichte eine zusätzliche emotionale Dimension: Die Figuren wirken authentisch, niemals idealisiert, und ihre Unterstützung ist genauso zerbrechlich wie die Erzählerin selbst. Besonders beeindruckend ist Schättes sprachliches Gespür. Die Sätze fließen ruhig, fast meditativ, und tragen dabei die ganze Wucht der Emotionen. Sie spart nicht mit harten Bildern, aber genau diese Direktheit lässt die inneren Konflikte von Motte und die komplexe Beziehung zu ihrem Vater so greifbar werden. Die Mischung aus Verletzlichkeit, Wut, Trauer und zärtlicher Liebe erzeugt beim Lesen eine Intensität, die lange nachhallt. Thematisch ist der Roman vielschichtig: Er erzählt von Aufwachsen in einer Arbeiterfamilie, von den Schattenseiten des Alltags, von Alkoholismus und Krankheit, aber auch von Zusammenhalt, kleinen Gesten der Zuneigung und der Suche nach einem eigenen Weg im Leben. Dabei verliert Schätte nie den Blick für Details, die Mottes Geschichte glaubwürdig und lebendig machen – sei es das Schützenfest aus Kindertagen oder das alltägliche Chaos im Umgang mit ihrem Vater. Das Schwarz an den Händen meines Vaters ist ein harter, gleichzeitig zarter Roman über Verlust, Liebe und das Erwachsenwerden unter schwierigen Umständen. Lena Schätte zeigt, wie komplex und widersprüchlich familiäre Bindungen sein können und wie schwer, aber auch notwendig, der Abschied von einem geliebten Menschen manchmal ist. Es ist eine Geschichte, die nach dem letzten Satz noch lange nachklingt und die man nicht so schnell vergisst.
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