// presswerke vol. (2)70 – „the bay“

mit der neuen Vinyl-LP von Kerala Dust. // Kerala Dust haben mit An Echo Of Love ein Album geschaffen, das sich anfühlt wie eine nächtliche Reise durch mehrere Kontinente – und genau das macht es so faszinierend. Schon beim ersten Hören merkt man, dass hier kein einziger Ton zufällig ist. Alles wirkt wie eine Collage […]

mit der neuen Vinyl-LP von Kerala Dust.

// Kerala Dust haben mit An Echo Of Love ein Album geschaffen, das sich anfühlt wie eine nächtliche Reise durch mehrere Kontinente – und genau das macht es so faszinierend. Schon beim ersten Hören merkt man, dass hier kein einziger Ton zufällig ist. Alles wirkt wie eine Collage aus Eindrücken, die sich ständig in Bewegung befinden: Artrock trifft auf elektronische Patterns, Americana-Schatten flirren über Wüstenblues, und plötzlich steht man mitten auf einer imaginären Tanzfläche, irgendwo zwischen Berlin und Austin. Mich hat gleich dieses Gefühl von ständiger Veränderung gepackt. Man spürt, dass die Band selbst im Aufbruch ist: Mit den Neuzugängen Tim Gardner am Keyboard und Pascal Karier am Schlagzeug klingt Kerala Dust noch offener, noch neugieriger. Edmund Kennys Stimme, die zwischen sehnsüchtig und fast flüsternd oszilliert, hält all diese Einflüsse zusammen wie ein roter Faden.

Es ist diese Stimme, die einem das Gefühl gibt, durch eine neonbeleuchtete Stadt zu fahren, während draußen die Welt vorbeizieht. Besonders beeindruckend ist, wie stark die Orte, an denen An Echo Of Love entstanden ist, das Album prägen. Die Toskana, Austin, Berlin, Zürich, Rom – man hört sie, auch wenn man sie nicht direkt erkennt. Mal schimmert die Weite texanischer Nächte durch, mal die kühle, elektronische Präzision Berlins, dann wieder ein mediterranes Licht, das sich wie Staub auf die Gitarren legt. Es ist, als würde das Album in jedem Song ein anderes Fenster aufstoßen und doch immer sein eigenes Geheimnis bewahren. Was mir an Kerala Dust schon immer gefallen hat, ist ihr Gespür für Rhythmus, der nicht einfach nur antreibt, sondern Geschichten erzählt. Die Beats sind hypnotisch, aber nie eintönig, die Gitarrenlinien ziehen wie flirrende Fäden durch die Songs, und irgendwo dazwischen liegt diese unaufdringliche Wärme, die selbst die kältesten elektronischen Klänge umarmt. An Echo Of Love ist für mich kein Album, das man nebenbei hört. Es ist ein Stück Musik, das man am besten spät abends auflegt – wenn die Stadt draußen zur Ruhe kommt und man selbst offen wird für all die kleinen Details, die zwischen den Schichten stecken. Jeder Song ist wie ein neues Kapitel auf einer Reise, die nicht an einem Ort endet. Kerala Dust zeigen hier, wie aufregend es sein kann, sich nicht festzulegen, sondern den Wandel selbst zum Herzstück der Musik zu machen.