mit der neuen Vinyl-LP von Heavy Lungs.

// Manchmal passiert es, dass eine Band einen direkt beim ersten Hören überrumpelt – nicht weil alles perfekt glattgebügelt ist, sondern weil rohe Energie, Charme und eine fast greifbare Wildheit durch die Musik strömen. Heavy Lungs haben genau dieses Kunststück mit ihrem neuen Album „Caviar“ geschafft, und ich muss sagen: Ich bin völlig begeistert. Schon das Vinyl selbst ist eine Wucht: hochwertiges Gatefold-Cover, die Platte liegt schwer in der Hand – genau so, wie es sein sollte, wenn man etwas Besonderes erwartet. Und dieser Eindruck bestätigt sich, sobald die Nadel aufsetzt. Der Sound ist einfach fantastisch: rau, direkt und gleichzeitig so dynamisch und kraftvoll, dass einem fast der Atem stockt. „Caviar“ ist ein wilder Ritt – aufgenommen in nur zehn Tagen in den Humm Studios, was man der Platte im besten Sinne anhört. Nichts wirkt überproduziert oder gekünstelt. Stattdessen klingen Heavy Lungs, als würden sie direkt neben einem im Raum stehen und alles rauslassen, was sich in den letzten Jahren aufgestaut hat: Frustration, Euphorie, Ironie und diese unverkennbare britische Lässigkeit, die immer mitschwingt.
Die Band bleibt ihren rauen Post-Punk-Wurzeln treu, aber diesmal merkt man deutlich, dass sie mehr wagen. Es gibt Momente, in denen die Songs sich fast tanzbar anfühlen, ohne ihren Biss zu verlieren. „Mr. Famous“ zum Beispiel ist eine ironische, fast poppige Hymne auf den Größenwahn und trifft damit genau ins Schwarze – clever, eingängig und trotzdem typisch Heavy Lungs. Was mich besonders beeindruckt hat, ist diese Mischung aus Explosivität und Groove. In einem Moment wird man von donnernden Gitarrenriffs und Danny Nedelkos schneidendem Gesang überrollt, im nächsten taucht die Band in einen hypnotischen Rhythmus ein, nur um dann wieder brachial auszubrechen. Diese Dynamik hält einen während der gesamten elf Tracks auf Trab – langweilig wird es hier wirklich keine Sekunde. Lyrisch bleibt es bissig, sarkastisch, manchmal sogar richtig komisch. Nedelko bringt seine Texte mit einer solchen Dringlichkeit rüber, dass man ihm einfach alles abnimmt – egal, ob er über Fame, Selbstzweifel oder gesellschaftlichen Irrsinn singt. Dazu diese rotzige, fast überdrehte Energie, die einfach süchtig macht. Fazit: Mit „Caviar“ liefern Heavy Lungs ihr bisher stärkstes Album ab – roh, verspielt, kompromisslos. Es ist laut, es ist wütend, es ist clever, und es macht unfassbar viel Spaß. Auf Vinyl klingt das Ganze noch mal eine Ecke intensiver und authentischer – ein echtes Erlebnis für alle, die Musik noch fühlen wollen und sich lieber in den Strudel ziehen lassen, anstatt nur nebenbei zuzuhören. Für mich ganz klar: Heavy Lungs haben sich mit „Caviar“ endgültig an die Spitze der neuen britischen Rockszene katapultiert. Wer Bands wie Idles oder auch die Stooges mag, sollte hier unbedingt reinhören – aber besser anschnallen!
UND WAS NUN?